Eine erste Auswertung des neuen Geos-Sonderheftes 48 von Markt&Technik.

Liebe Geos User,
Ich habe mich in den letzten Tagen hingesetzt und das Sonderheft bzw. die Programme von der dabeiliegenden Diskette durchgearbeitet. Leider muß ich sagen, ich bin nicht allzu begeistert!
Ein Nicht-Geos-Anwender wird sich wohl kaum ein Geos-Sonderheft kaufen und ein Geos-Anwender weiß um die umfangreiche Palette der Geos-Produkte. Also frage ich mich, was hat eine umfangreiche Demonstration der Geos-Palette auf der Rückseite einer Geos-Sonderdiskette zu suchen? Ein Geos-Demo sollte jedem C=64/128er Käufer anbei gelegt werden, oder als Werbung in den Computershops der Kaufhäuser ablaufen.

So, nun zum ersten Programm im Heft : "GEOTEXT"
Diesen Artikel schreibe ich gerade mit GeoText. Dabei habe ich festgestellt, daß das "Word-Wrapping" nicht in jedem Falle immer einwandfrei funktioniert. Und zwar, wenn in der Zeile noch ein oder zwei Buchstaben frei sind und man fängt ein neues Wort an, passiert es meistens, daß der Buchstabe des nächsten Wortes zwar in der nächsten Zeile erscheint, aber der Cursor sich vor den Buchstaben plaziert, anstatt wie normal, dahinter. So schiebt man den ersten Buchstaben, wenn man nicht aufpaßt, vor sich her. Wenn Carsten Clasohm diesen Mangel noch beheben könnte, wäre "GEOTEXT" wirklich eine tolle Alternative, einen Text zu erstellen.
Die NLQ Druckertreiber konnte ich bisher noch nicht bewerten, da ich noch nicht die nötige Zeit hatte, diese für meinen Drucker anzupassen.
Das Disketten-Tuning "Plus 21K":
Hierzu muß ich sagen, ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor, da laut Anweisungen aus dem Sonderheft bei mir wohl die Installation des <Desk Top> und <Konfigurieren> einwandfrei im Piktogramm angezeigt werden, aber beim Versuch das Formatierungsprogramm zu starten, stürzt der Computer ab und macht einen Reset in den 64er-Modus. Entweder ist das Programm nicht einwandfrei kopiert worden, oder dem Programmierer "Stefan Milke" ist ein Fehler unterlaufen.

"Multi-Acces" = Das Multitalent
Hier muß ich dem Programmierer Carsten Clasohm meinen Glückwunsch aussprechen. Das Programm ist wirklich eine Bereicherung der Geos-Palette. Es funktionierte sofort einwandfrei und ohne Fehler. Dieses Programm hat mich sehr begeistert. Und noch einmal: Herzlichen Glückwunsch Carsten Clasohm!!
Der Scrap-Cutter ist Dir ebenfalls bestens gelungen. Das Ausschneiden der Scraps funktioniert einwandfrei und ohne irgendwelche Probleme.

Und dann war da noch .....

Die erste und beste Reklame für unseren Geos User Club! Hoffentlich wächst dem Clubsprecher "Jürgen Heinisch" die Arbeit für unseren Club in der nächsten Zeit nicht über den Kopf!?
Leider fand ich die letzten Artikel im Geos-Sonderheft ziehmlich ermüdend, denn wer mit den Geos-Anwendungen schon gearbeitet hat, braucht keine Artikel wie aus dem "Workshop", denn meistens hat man sich die Anleitungen durchgelesen.

Schließlich und endlich .....

Der Gesamteindruck übers Geos-Sonderheft Nr.48:
Für die brauchbaren Programme war der Preis von 16 DM für's Sonderheft nicht zu hoch. Der Versuch von Markt & Technik, Geos-Anwendern das Leben mit Geos zu erleichtern, war im Großen und Ganzen ganz nett, doch ich als Geos interessierter Möchtegernprogrammierer bin etwas enttäuscht, daß nicht mehr auf die Programmierung mit dem Geos-Assembler eingegangen wurde. Vielleicht ist dies eine Anregung für das nächste Geos-Sonderheft!!

H. G. B.

Zusätzlich zu dieser Usermeinung möchte ich noch folgendes sagen:

Nach meiner Meinung ist >GeoText< vom Grundprinzip her ein sehr gutes und sinnvolles Programm. Doch leider ist diese 1. Version für den täglichen Gebrauch absolut nicht zu gebrauchen! Begründung:

• sehr mangelhaftes Word-Wrapping
  Soll der eigentliche Vorteil dieses PRG -Geschwindigkeit- ausgenutzt werden, passiert es in fast jeder Zeile, daß der Cursor nach dem umbrechen eines Wortes in eine neue Zeile nicht hinter den bereits geschriebenen Buchstaben steht, sondern davor. Wenn man nicht aufpaßt, kann man so in kurzer Zeit fast eine ganze Zeile vor sich her schieben.
  Doch nicht nur dies, auch wird oft ein Wort beim Umbruch in die neue Zeile am Ende der letzen Zeile nicht gelöscht und erscheint so bruchstückhaft zweimal!
  Dies führt nicht gerade zu einen übersichtlichen Text.
• mangelhafte Programmbedienung
  Wie mir andere User mitteilten, soll es bei längeren Texten (über 20 kB) vorkommen, daß der nur mit GeoText geschriebene Text nicht richtig gespeichert wird.
  Außerdem, warum läuft bei jedem >aktualisieren< in der RAM-Disk die echte Floppy an?
• Fehler in Verbindung mit GeoWrite«
  Nach einer Kontrolle eines unter GeoWrite formatierten Textes (= verschiedene ZS und Stilformen) mit GeoText wurde anschließend in GeoWrite festgestellt, daß die Textformatierung teilweise zerstört worden war! Das heißt, ein Absatz, der vorher mit einem bestimmten ZS in einer besonderen Stilform erstellt worden war, wurde jetzt nur noch in >BSW< und der Stilform >normal< angezeigt! Und dies, obwohl dieser Absatz unter GeoText nicht verändert worden war!

Dieses und vermutlich noch einiges mehr, das erst bei einer intensiveren Arbeit mit dem PRG zum Vorschein kommt, erklärt meine eingangs genannte Unzufriedenheit. Doch dazu kommt noch etwas. Die erste Fassung dieses Textes wurde mit GeoText geschrieben, nach ca. 6.000 eingegeben Bytes verabschiedete sich GEOS plötzlich!
Selbst mit allen Tricks war ein Neustart nicht zu schaffen, es mußte neu gebootet werden. Damit war natürlich der gesamte Text weg. In meiner langen GEOS-Zeit ist mir sowas noch nie passiert! Ich kann zwar nicht nachweisen, daß es alleine an GeoText lag, aber ich werde bis zur Version 2.0 nicht mehr damit arbeiten! (Auch deswegen, weil ich zu schnell tippe!)
Und eine Version 2.0 wird mit Sicherheit kommen. Die in letzter Zeit erschienenen und in naher Zukunft angekündigten neuen GEOS-Publikationen zeigen, das GEOS insgesamt im 'Aufwind' ist. Wir können da nur hoffen, daß Autor und Verlag nicht den Weg wie bei GeoTerm 2.0 wählen; es ist zu bezweifeln, daß die Käufer wieder bereit sind, dafür 69 DM auszugeben. Und es wäre schade um diese gute Idee!

Dann möchte ich noch kurz auf die >NLQ-Druckertreiber< eingehen. Dazu direkt die Frage, wieso anpassen? Der Autor dieses Testes hat wohl die Anleitung nicht richtig gelesen!?
Gemeint sein kann damit wohl nur das PRG >NLQ-Spezial<. Denn die Optimierungstreiber sind weder mit >Printer Edit< noch mit dem >Creator< bearbeitbar.
Aber trotzdem, inwiefern anpassen? Es brauchen doch nur dem Drucker und der Anzahl der NLQ oder LQ-Schriften entsprechend die Werte verwendet werden. Und wenn der Drucker einige bestimmte, in der Anleitung genannten Befehle nicht versteht, sollte er eben z. B. nicht die Minischrift verwenden.
Nur wenn der Befehl >Master-Print< nicht verstanden wird oder aber der User eine Erweiterung auf andere Druckerbefehle (z. B. hoch-, tiefstellen) wünscht, müßte das PRG 'angepaßt' werden.
Ich kann jedem User nur empfehlen, dieses PRG nach einen genauen Durchlesen der Anleitung einmal auszuprobieren. Vor allem diejenigen, die Briefe zu geschäftlichen oder sehr wichtigen, sonstigen Zwecken drucken, werden darin eine sehr sinnvolle Hilfe finden. Denn selbst bei dem schönsten Graphik-Zeichensatz und dem besten Mega-Treiber, bei den man immer noch den Computerausdruck und die Nadeln des Druckers erkennt, wirkt ein NLQ- oder LQ-Ausdruck immer besser!

Weiter zu >Plus 21K<. Auch dieses PRG ist sicherlich eine sinnvolle Erweiterung. Nur stellt sich die Frage, wie sicher sie im täglichen Umgang ist.
Doch auch hier zuerst wieder der Hinweis auf das genaue lesen der Anleitung. Dort hätte der Tester dann gemerkt, das >Plus 21K< nur unter GEOS 64 V2.0 läuft! Da dieses aber keinen RESET in den 64'er Modus machen kann, hat er wohl GEOS 128 verwendet!? Doch nun zum Programm:
Es kann passieren, daß ein Hilfmittel, das in diesem zusätzlichen Speicherplatz auf der Disk gespeichert ist, nicht mehr angezeigt wird, obwohl insgesamt weniger als 7 auf dieser Disk sind!
Auch wird manchmal das kopieren auf eine solche erweiterte Disk von GEOS mit den Hinweis >Disk voll< verweigert, obwohl laut der Anzeige im DeskTop noch mehr als genügend Platz für dieses PRG wäre!
Sicherlich ist dies eine billige Alternative zu einer RAM-Erweiterung bzw. eine FLoppy 1581. Doch sind diese beiden für einen ernsthaften GEOS-Anwender vorzuziehen, da sie sicher und einfacher im Umgang sind und letztlich erst den ausreichenden Speicherplatz zur Verfügung stellen. (REU 1750 = RAM-Disk 1571 mit 331 kB auch am C=64, Floppy 1581 mit 790 kB!)

Der Meinung zu >MultiAcces< kann ich nur zustimmen! Deswegen hier nur ein kleines Beispiel für die Verwendung:
Bei der Arbeit mit GeoPublish wird ein PhotoScrap benötigt. Also das auf der Arbeits-Disk befindliche MultiAcces starten und dann entweder nach Diskwechsel (bei 1 Laufwerk) oder Laufwerkswechsel (bei 2) den FotoManager aufrufen. Das gewünschte Bild kopieren und nach dem verlassen des Managers in der Auswahlbox >PhotoScrap< anklicken. Mit >OK< wird dieser dann auf das gewünschte Laufwerk/Disk kopiert und anschließend zum ursprünglich aufrufendem PRG zurückgekehrt. Mit >Abbruch< erfolgt die Rückkehr sofort ohne kopieren.
So läßt sich nicht nur Platz auf der Publish-Arbeitsdisk sparen sondern auch viel Zeit! Analog läßt sich dies auf andere Zwecke / PRG anwenden.

Auch beim >ScrapCutter< kann ich nur zustimmen. Hier gibt es eigentlich nichts zu sagen. Mängel im PRG habe ich noch nicht feststellen können.

Doch dann die Usermeinung zu den Workshops. Wie oben erwähnt, werden die Anleitungen anscheinend doch nicht so genau durchgelesen. Aber auch ohne dies bin ich der Meinung, daß diese 4 Workshops eine gute Sache sind. Wird hier doch den Usern der Umgang mit den PRG wesentlich einfacher und deutlicher als in den Handbüchern erklärt und auf einige bestimmte und wichtige Punkte besonders hingewiesen!

Insgesamt halte ich dieses Sonderheft für akzeptabel. Zwar sind die PRG teilweise noch nicht ausgereift, es zeigt sich aber doch, daß nicht nur in den USA gute GEOS-Programme geschrieben werden!
Und die Sache mit dem programmieren läßt sich wohl so erklären, daß M&T sich selbst keine Konkurrenz machen wollte! Schließlich ist ja für den Dezember '89 der 'MegaAssembler' angekündigt!
Trotzdem wäre ein weiteres GEOS-Sonderheft eine gute Idee.

Thomas Haberland