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GeoWorks - Integration Total

Autor: Burkhard Oerttel

Der lang erwartete Versionswechsel hat endlich stattgefunden. Dabei zeigen die GeoWorks-Entwickler der Fachwelt erneut sehr drastisch, was unter anwenderorientierter Software zu verstehen ist.
Für diejenigen, die die neue Version noch nicht besitzen, geben wir hier einen Ueberblick über die neuen Funktionen der alternativen Oberfläche.


Integrierte Programme gibt es diverse, meist versteht man darunter lediglich die Eigenschaft, dass jede zum Integrationspaket gehörende Applikation in der Lage ist, die Daten der anderen Applikation korrekt zu importieren. Komfortablere Produkte gestatten dann schon, bequem von einer Applikation zur anderen umzuschalten, wenn man importierte Daten weiter bearbeiten will, und übernehmen die Aenderungen auch gleich in empfangende Datei. Das alles ist mit dem Erscheinen von GeoWorks nicht mehr state of art, die Programmierer in Berkley zeigen ihren Kollegen, was Integration wirklich bedeutet. Alles aus einer Hand.
Wozu erst von einer Anwendung in die andere wechseln, nur um irgendwo ein Quentchen zu verändern? Fragten sich die GeoWorks-Entwickler. Lassen wir doch einfach die Applikation, in der die Daten benötigt werden, auf die Werkzeuge der Applikation zugreifen, die die Daten verändern kann, schon spart man sich das mühselige Wechseln zwischen den Anwendungen und die Mühe, die Import-Daten wieder auf den neusten Stand zu bringen. An einem Beispiel demonstriert bedeutet das: In einem GeoWrite-Dokument ist eine Zeichnung aus GeoDraw integriert; beim Ausdruck stellt man fest, dass es besser ist, die vollflächigen Farben aufzurastern, um die Erkennbarkeit zu verbessern. In der herkömmlichen Weise musste man in diesem Fall GeoDraw aufrufen, die Grafik verändern, die geänderte Grafik in die Zwischenablage bringen, GeoWrite aufrufen und die alte Grafik durch jene aus der Zwischenablage ersetzen.
Gewiss, so können Sie es auch mit GeoWorks 2.0 machen, aber einfacher geht es nach der neuen Methode: Man wählt einfach in GeoWrite ein Zeichenwerkzeug und bearbeitet die Grafik "vor Ort". Fällt Ihnen bei dieser Gelegenheit ein, dass Sie irgendwo im Text noch eine kleine Zeichnung benötigen, zeichnen Sie sie an die gewünschte Stelle; der Text macht auf Wunsch automatisch Platz.
Dieser unmittelbare Zugriff auf die Zeichenfunktionen ist nicht nur auf GeoWrite beschränkt, GeoWorks 2.0 bringt auch eine Datenbank-Anwendung und eine (eigene) Tabellenkalkulation mit, die ebenfalls die Fähigkeiten von GeoDraw nutzen. Leider können diese beiden Anwendungen noch nicht allzusehr überzeugen. So hat zwar das Datenbankprogramm die angenehme Eigenschaft, in frei edierbaren Masken auf dem Bildschirm zu erscheinen, was besonders beim Erfassen erleichtert, weil man so Erfassmasken und -Belege identisch gestalten kann, aber das war's dann auch schon an Highlights.
GeoCalc ist ein Kalkulationsprogramm, das sich von der Grundausstattung her durchaus mit vergleichbaren Produkten messen kann, aber auch hier vermisst man das gewisse i-Tüpfelchen, das man von GeoWorks sonst gewöhnt ist. So ist völlig unverständlich, warum das Quattro-Format nicht direkt, sondern nur über den Umweg via Lotusformat eingelesen werden kann - und selbst dann nicht korrekt (Umlaute!). Haben sich GeoWorks und Borland nach der vielversprechend begonnenen Zusammenarbeit in GeoWorks Pro überworfen? Die Tatsache, dass auch der Transfer von Spreatsheets nach GeoWrite schlechter funktioniert als beim alten Quattro Viewer, und die nur flachen grafischen Darstellungen der zugehörigen Charts legen die Empfehlungen nahe, das alte GeoWorks Pro zumindest mit der minimal Ausstattung von Viewer, Write und Draw auf der Platte zu lassen, Spreadsheets und Charts in Quattro zu bearbeiten, mit dem Viewer zu importieren und dann die Dokumente nach GeoWorks 2.0 zu konvertieren. Mühselig, okay, aber besser als die in 2.0 eingebauten Funktionen. Dass nun auch das SDK ausgeliefert wird, gibt Anlass zu der Hoffnung auf ein passendes Add-in-Utility. Vielleicht wollte GeoWorks mit diesen Leistungsschwächen auch Spezialentwicklern die Chance lassen, etwas besseres zu liefern.

Funktionsumfang wesentlich erweitert
Verlassen wir aber den unerfreulichen Teil der Neuerungen und wenden uns den durch und durch begeisternden Novitäten zu:
Da GeoDraw zugleich Applikation und zentrale Ressource geworden ist, soll den Veränderungen in diesem Teil von GeoWorks zuerst Beachtung geschenkt werden. Kurz gesagt, der Funktionsumfang hat sich mehr als verdoppelt! Man hat bei GeoWorks ein Ohr für die Wünsche der Anwender gehabt und langersehnte, bisher fehlende Werkzeuge eingebaut, so gibt es jetzt ein Werkzeug für abgerundete Rechtecke sowie für Kreissektoren und Segmente. Die alten Polygon-Werkzeuge wurde völlig umgestaltet und kommen nun als drei echte Bezier-Werkzeuge einher.
Ein grosses Handicap in GeoDraw war bisher die "Orientierungslosigkeit" des Anwenders, weil das Zeichenblatt über keinerlei messtechnische Anhaltspunkte verfügte. Dem wurde abgeholfen, gründlich sogar, wie man es von den Leuten aus Berkeley gewohnt ist. Neben Randlinealen verfügt das neue GeoDraw über Hilfs- oder Fangraster, deren Abstände in verschiedenen Masseinheiten frei wählbar sind, und über an gewünschter Stelle plazierbare, im Druck unsichtbare vertikale oder horizontale Orientierungslinien.
Egal, was sie zu Papier bringen möchten. Sie haben in jedem Fall die Wahl zwischen Zeichnen, also mit dem entsprechenden Werkzeug per Maus direkt auf dem Bildschirm bringen, oder Konstruieren, wobei mittels Dialogboxen exakte Werte für ein Objekt vorgegeben werden, die Unterstützung reicht vom simplen Dreieck bis zum hundertstrahligen Stern, wobei selbstverständlich nachträglich jedwede Aenderung vor genommen werden können.
Weitere Neuerungen sind bei den Füllfarben für Grafikobjekte zu vermerken: Die Rasterungen wurden erweitert, bei den Ueberlagerungen lässt sich neben vier Transparenz-Varianten ein Stanzeffekt auswählen und last not least sind nun auch Farbverläufe möglich.

Schräg schreiben
Im Umgang mit Text ist GeoDraw noch weiter verbessert worden, so lassen sich Textobjekte jetzt ohne Tricks verzerren und neigen und behalten dabei ihre volle Editierbarkeit bei! Selbst in Schräglage oder auf den Kopf gestellt kann einfach durch anklicken mit dem Text-Coursor angewählt und in dieser Form bearbeitet werden. Muss bei diesem perfekten Umgang mit Text eigentlich noch erwähnt werden, dass GeoDraw auch auf die Rechtschreibprüfung und die (in den Vorversionen sehr vermisste) Suchen- und Ersetzen-Funktion zugreifen kann?) Das ist eben Integration!

Mal Vektor - mal Bitmap
Nicht genug mit diesen hervorragenden Leistungssteigerungen, der Clou bei GeoDraw kommt noch: Sie haben eine Zeichnung mit GeoDraw erstellt, die zur allerletzten Vollendung noch einiger Nachbesserungen bedarf, die nur mit einem pixelorientierten Malprogramm möglich sind, sie könnten jetzt zwar Ihre mit GeoDraw gefertigten Vektor-Grafik in eine Pixelgrafik-Datei exportieren (GeoWorks 2.0 beherrscht den Text- und Grafik-Export in die gängigsten Fremdformate), um ihr dann im Malprogramm Ihrer Wahl den letzten Schliff zu verpassen, aber das ist gar nicht nötig. GeoDraw ermöglicht ab sofort auch pixelorientiertes Arbeiten, sie wählen nur noch eines der Bitmap-Werkzeuge und können schon Punkt für Punkt in der im Vektor-Modus erstellten Grafik arbeiten. Seit Jahren die erste echte Innovation im Bereich der Zeichenprogramme! Nur aus dem Bitmap-Modus zurück in eine Vektor-Grafik lässt sich das so bearbeitete Objekt nicht mehr verwandeln.

Stufenkonzept erleichtert Einarbeitung
Eine derartige Funktionsvielfalt kann selbstverständlich verwirren, besonders wenn man ganz neu in das GeoWorks-System einsteigt. Dem hat GeoWorks mit einem Stufen-Konzept vorgebeugt. Die kommplizierteren Applikationen lassen sich auch mit "abgespecktem" Funktionsumfang starten, so vermeidet man Berührungsängste mit der Vielfalt der Möglichkeiten und kann nach und nach in die volle Funktionalität aufsteigen. Innerhalb des Stufen-Konzeptes lassen sich noch persönliche Abstimmungen vornehmen.
Anderes Handicap derartiger Funktionenvielfalt ist die Frage des Zugriffs auf häufig benötigte Features. Wenn die Uebersichtlichkeit erhalten bleiben soll, sind tief verschachtelte Menüs unabdingbar. Um dennoch einen schnellen Zugriff auf Standard-Funktionen zu besitzen, können Sie sich in den "grossen Applikationen" frei konfigurierbarer Button-Bars bedienen, also Funktionsknöpfen, deren Menge und Positionierung am Bildschirm vom Anwender selbst festgelegt wird.
Nachdem GeoDraw bereits so komfortabel mit Text umgeht, fragt man sich, welche Verbesserungen man denn noch speziell in GeoWrite zu erwarten hat. Nun, auch hier hat es einen Aufschwung gegeben. In den Vorversionen hatte GeoDraw bei schwierigen Layout-Fragen ja die Nase vorn, das hat sich jetzt geändert, denn erstens kann GeoWrite durch die schon erwähnte Verzahnung so ziemlich alles, was auch GeoDraw kann, hat aber seine komfortablen, fliesstextorientierten Funktionen beibehalten und darüber hinaus neue Funktionen der Seitengestaltung erhalten, die es zu einem echten Layout-Programm aufwerten.

Fliesstext und Layout
Um eingebundenen Grafiken laufender Text war schon erwähnt worden. Die Gestaltung mehrspaltigen Textes ist wesentlich erweitert worden. So können jetzt bis zu 32 Spalten pro Seite eingerichtet werden, die unterschiedlich breit / oder hoch sein dürfen. Die Veränderung einer Textspalte geht so einfach vonstatten wie das Editieren eines gezeichneten Rechtecks: Einfach Rahmen mit der Maus greifen und auf passende Grösse ziehen.
Der Formatspeicher war bisher auf ein Format beschränkt und virtuell, künftig können Sie beliebig viele Formatierungen mit dem Dokument speichern und absatzweise zuordnen. Ebenso ist das Vorgehen bestimmter Layoutmuster per Masterseite möglich; Sie sind aber nicht daran gebunden, sondern können auf jeder Seite spezielle Abweichungen davon vornehmen.
Auch den "reinen" Textfunktionen sind Zugänge zu verzeichnen, die schon bei GeoDraw erwähnte Suchen- und Ersetzen-Funktion, Serienbriefe, Trennhilfe und Thesaurus, leider fehlt immer noch eine Textbausteinfunktion.
Auch im GeoWrite sind die am häufigsten benötigen Werkzeuge in frei wählbaren Button-Bars für den Zugriff verfügbar zu halten. Das betrifft nicht nur die Textfunktionen, sondern auch sämtliche grafischen, bei GeoDraw entlehnten Werkzeuge.

Nur noch ein Arbeitsbereich
Kommen wir zur dritten "grossen" Anwendung auch dem bisher bekannten GeoWorks-Paket, dem GeoManager. Hier sind die Neuerungen weniger sensationell als bei GeoDraw und GeoWrite, aber nichts desto weniger bedienungsfreundlich. Schon beim ersten Start von GeoWorks wird augenfällig, dass sich an der Gesamtumgebung wesentliches geändert hat: So fehlt zu Beginn gleich der Willkomm-Bildschirm. Es gibt keine unterschiedlichen Arbeitsbereiche mehr. Deshalb wurde auch der Bereich DOS-Programme voll in den GeoManger verlagert, wo ein ständig erreichbarer DOS-Button direkt den neuen DOS-ROOM ansteuert, wo die Starter für die Programme ausserhalb der Geos-Welt vorgehalten werden.
Augenfällig ist eine weitere Abwendung von den DOS-Konventionen, die nun die Vergabe langer Namen auch für Verzeichnisse ermöglicht. Die Organisation der Verzeichnisfenster hat neben Vollbild und überlappend einen dritten Aspekt erhalten, der die Fenster unter bestmöglicher Raumausnutzung nebeneinander zeigt.
Erheblich an Umfang gewonnen hat das Express-Menü. Es gestattet nun jederzeit das Starten anderer Applikationen, auch wenn der GeoManager gerade mit aufwendigen Laufwerksarbeiten beschäftigt ist. Dabei sind sie nicht mehr auf die im Verzeichnis WORLD stehenden Applikationen oder Starter angewiesen, auch die Unterverzeichnisse von WORLD lassen sich anwählen und die dort stehenden Applikationen starten. Diese Erweiterung wird spätestens bei den zu erwartenden Zusatzprogrammen weiterer Anbieter die Uebersicht im WORLD-Bereich erleichtern helfen.

Sparsamkeit bleibt Trumpf
Wer geglaubt hat, das Plus an Leistung würde eine gewaltige Hardware-Plattform bedingen, wurde wieder mal eines Besseren belehrt. GeoWorks arbeitet weiterhin auch schon auf einem XT! Im Hauptspeicher reichen 512 kb völlig aus, mehr beschleunigt die Abläufe natürlich, aber auch auf alten Geräten weiss GeoWorks durchaus mit Leistungs-Werten zu glänzen. So wurde die Suchen-Funktion auf dem 16 Mhz-Nostalgiegerät des Rezensenten an einer 1 MB-Textdatei erprobt, in der die gesuchte Zeichenfolge ganz, am Schluss stand. Nach 5 Sekunden wurde der Texteditor von GeoWorks fündig; das in Deutschland verbreiteste Textprogramm, das ohne grafische Darstellung arbeitet, also schneller sein sollte, benötigte für diese Aufgabe 30 Sekunden!
Womit wir bereits zu den Schreibtischutensilien übergeleitet hätten. Auf den ersten Blick hat sich hier nichts geändert, die Neuerungen sind im Detail zu finden. Der Notizblock bleibt in Form eines Texteditors erhalten, gleicht äusserlich der Vorversion, ist aber nicht mehr an dessen Längenbegrenzung gebunden und kann mehrere Textfenster verwalten.
Grosszügige Auswirkungen hat der Versionswechsel auf den Taschenrechner, dessen magere Ausstattung früher zu recht bemängelt wurde. In der neuen Form, die nach wie vor wahlweise im Standard- oder im UPN-Modus rechnet, wurde wissenschaftliche Funktionen nachgerüstet und der Wertespeicher vervielfacht.
Noch ein paar Worte zu weiteren, in allen Anwendungen vorzufindenden Neuerungen: So gibt es nun auch eine permanente ONLINE-Hilfe nach dem Hypertext-System. Drucken lässt sich direkt vom GeoManager aus starten und der Druckspooler kann - unabhängig vom angemeldeten Druckertyp - in eine Datei umgeleitet werden.
Das Warten hat sich also gelohnt, hoffen wir, dass sich die Leistung auch für GeoWorks lohnt und dieses hervorragende Programmsystem künftig den Stellenwert erhält, der ihm gebührt.

 

Burkhard Oerttel

 

 

 




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Letzte Änderung am 01.11.2019