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CLI - Command Line Interpreter

Autor: Rolf Stegmann; Autoreninfo anzeigen

Ein zeilenorientierter Befehlsinterpreter für GEOS? Was für ein Wiederspruch! Wer soll damit was anfangen? Ein Rückschritt für die GEOS-Gemeinde? Statt bequemem Klicken nun mühsames Tippen? Marktchance: gering!

So, und ähnlich waren meine ersten Gedanken, als ich von CLI hörte. Inzwischen hatte ich Gelegenheit, diesen ungewöhnlichen DeskTop-Ersatz zu testen und muß meine Meinung vollständig revidieren. Die Möglichkeiten von CLI reichen weit über ein einfaches Befehl-Tipp-System hinaus! Durch die Einbindung des Batch-Processing (Stapelverarbeitung) lassen sich viele Vorgänge in der GEOS-Umgebung vereinfachen, der Bootvorgang und das anschließende Befüllen der REU mit ständig benötigten Programmen und Dateien kann sogar vollautomatisch erfolgen. Wenn Sie wollen, wird dabei auch gleich ein zu bearbeitendes GeoWrite-Dokument geöffnet oder eine GeoFile-Datei vom Drittlaufwerk in die RAM-Disk kopiert und gestartet.

Bevor ich das Pferd am Schwanz aufzäume, muß ich erklären, wie CLI funktioniert und wie es in ein vorhandenes GEOS-System eingebunden wird. Die mir zum Test vorliegende Version 2.2 wird vom Geos User Club zum Preis von 23,- DM vertrieben. Ich hatte ebenfalls Gelegenheit, den Batch-Editor (Programm zum Editieren der Stapeldateien) unter die Lupe zu nehmen. Er befindet sieh momentan in der Beta-Test-Phase, dürfte also kurz nach Erscheinen dieser GUP lieferbar sein. Ohne diesen Editor ist die Stapelverarbeitung nicht möglich, GeoWrite und der Notizblock sind für die Erstellung der Stapeldateien leider ungeeignet. Da CLI erst im Zusammenspiel mit dem Batch-Editor seine volle Leistungsfähigkeit erreicht, ist dies ein Negativpunkt, den ich dem Vertreiber zu Lasten lege - der Batch-Editor soll auf einer Erweiterungsdisk angeboten werden ... Eine Integration ins Grundprogramm-Paket wäre sinnvoll, ein dadurch angehobener Verkaufspreis sicher gerechtfertigt.

CLI kommt auf 5,25" im 1541-Format ins Haus und muß installiert werden, da es in gepackter Form vorliegt. Das Installationsprogramm erkennt automatisch, ob es unter GEOS 64 oder GEOS 128 gestartet wird und generiert demnach entweder die CLI 64- oder die CLI 128-Version, welche im 80- und 40-Zeichen-Modus läuft. Nachteil: Ein Umsteiger von GEOS 64 auf GEOS 128 braucht eine neue Programmdiskette! Diese kann durch Einsenden der Originaldisk plus 5,- DM beim Vertreiber angefordert werden.

Nach erfolgter Installation befinden sich mehrere Dateien auf Disk. Notwendig für ein korrektes Funktionieren des Programms sind nur "InitCLI" (Startprogramm) und "CLI" (Hauptprogramm). Des weiteren finden wir eine "Hilfsdatei", die unter CLI aufgerufen werden kann und eine Befehlsübersicht bietet, sowie ein Hilfsprogramm, das die Belegung der F-Tasten mit häufig benutzten Befehlen ermöglicht. "InitCLI" ist ein Autostartprogramm, es kann daher mitsamt CLI auf die Bootdisk kopiert werden. Der Original DeskTop (oder TopDesk) sollte jedoch NICHT von der Bootdisk entfernt werden. Wird GEOS mit einer solch modifizierten Bootdisk gestartet, hat der Anwender in einer erscheinenden Dialogbox die Wahl, entweder den gewohnten DeskTop (oder TopDesk) zu laden, oder aber vom CLI begrüßt zu werden. Allerdings können oben schon erwähnte Stapeldateien nur ausgeführt werden, wenn hier CLI gewählt wird.

Ich habe eine CLI/TopDesk Boot-Symbiose ausprobiert, von der ich absolut begeistert war: GEOS wird durch eine mit TopDesk und CLI versehene Bootdiskette von Laufwerk A (1541) gestartet. Beim Erscheinen oben erwähnter Dialogbox wähle ich CLI. Dies setzt gleichermaßen eine Stapelverarbeitung in Gang, welche ein Backup von Laufwerk C (1581) auf Laufwerk B (RAM 1581) kopiert und gleichzeitig entpackt. Anschließend kehrt CLI automatisch zu TopDesk zurück, wo ich zusätzlich mein viertes Laufwerk D (1571) vorfinde und nutzen kann. Da dieser Boot- und In-die-REU-Ladevorgang weitestgehend automatisch abläuft, brauche ich mich, nach Einlegen der benötigten Disketten, nur zurücklehnen und das Geschehen beobachten - such a pleasure, my dear!

CLI kann selbstverständlich auch, wie eine gewöhnliche Applikation, vom DeskTop durch Doppelklick auf "InitCLI" gestartet werden. Es erscheint ein fast leerer Bildschirm mit einer Begrüßungszeile und einem Hinweis auf den Autor. Darunter befindet sich der Laufwerkprompt.

Tja, wer schon mal MS-DOS in Aktion gesehen hat, oder den CLI des Amiga kennt, weiß, was ich meine:
Der (oder das) Prompt ist eine Eingabeaufforderung, meist in Form des aktuellen Laufwerkskennbuchstabens und anschließendem ">"-Zeichen. Starten wir CLI von Laufwerk A, so sieht unser Prompt so aus: A:>

Dahinter wartet ein blinkender Strichcursor auf die Eingabe des Benutzers. Beim GEOS-CLI können viele Befehle aus der MS-DOS Welt verwendet werden. Dies geschah nicht ohne Absicht des Programmierers. Spätere Umsteiger auf die IBM-kompatiblen Personal Computer können sich durch CLI schon jetzt mit den MS-DOS Befehlen anfreunden und haben es dann um so leichter. Probieren wir einfach mal aus, was so alles möglich ist; zur Veranschaulichung mit der Eingabe von "chkdsk", welche unter MS-DOS eine Disketten- oder Festplattenüberprüfung auslöst. Bei CLI erscheinen (beispielsweise) folgende Angaben untereinander aufgelistet:

   Drivetyp:       1541
   Arbeitsmodus:   nicht schattiert
   DiskTyp:        WorkDisk
   Diskname:       GEOS-LQ
   Kapazität:      664
   Belegt:         656
   Frei:           8

Die Angabe des belegten und freien Diskspeichers erfolgt in Blöcken, wie unter dem normalen Commodore-DOS.

MS-DOS Anwender wissen, daß sie sich mit der Eingabe von "type Dateiname" Textdateien anzeigen lassen können. Dies ist ebenfalls unter CLI möglich. Angezeigt werden GeoWrite-, Text-Manager- und Notizblock-Dateien. Die Textausgabe erfolgt in BSW, welcher übrigens auch der Standard-CLI Zeichensatz ist. Nicht berücksichtigt werden Formatierung und Schriftstile. Nach dem Anzeigen einer Bildschirmseite wartet CLI auf einen Tastendruck, um die Ausgabe fortzusetzen. Für diese Textanzeige sind die entsprechenden "Mutterprogramme" nicht auf Disk erforderlich! Wie jeder GEOS-Kenner weiß, ist eine solche Funktion beim "normalen" DeskTop nicht zu finden.

Mit dem CLI-Befehl "backup (Laufwerk:) (Laufwerk:)" wird ein komplettes Backup einer beliebigen Diskette (auch RAM-Disk) auf ein anderes Laufwerk (ebenfalls RAM-Disk möglich) gemacht. Dieses Backup wird als einzelne, komprimierte Datei abgespeichert und trägt den Namen der Quelldiskette. Die gepackte Backup-Datei kann durch den Befehl "restore (Laufwerk:) (Laufwerk:)" wieder entpackt werden. Voraussetzung ist allerdings ein Ziellaufwerk, welches dieselbe Kapazität wie das verwendete Backup-Laufwerk hat. Ein Beispiel: Das Anlegen eines Backups der (gefüllten) 1581 RAM-Disk auf ein 1581-Laufwerk geschieht durch "backup b: a:". Soll das Backupfile nach dem nächsten CLI-Start wieder auf die RAM-Disk kopiert werden, geschieht dies mit "restore a: b:".

Da diese Befehlseingaben vor allem die richtige Schreibweise (Syntax) voraussetzen, ist es sehr erfreulich, daß CLI ein Anleitungsheft beiliegt, in welchem alle Befehle einschließlich möglicher Anwendungen aufgeführt sind. Meiner Meinung nach hätte jedoch auf die Anwendung so leistungsfähiger Befehle wie "backup", "restore", "copy" oder "xcopy" näher eingegangen werden müssen.
Wer den "copy" Befehl auf TopDesk-Unterverzeichnisse anwendet, wird sich wundern, daß er eine Fehlermeldung erhält - die Pseudo-Ordner des TopDesk sind von CLI leider nicht kopierbar. Ein Backup einer TopDesk-Diskette einschließlich Unterverzeichnissen ist jedoch problemlos möglich.

Erfreulich ist die hohe Geschwindigkeit, unter der alle CLI Operationen ablaufen. Da CLI nur knapp 20 KByte im Speicher belegt, muß zu keiner Zeit ein Programmteil nachgeladen werden. Beschleunigte Kopiervorgänge sind nur eine positive Folge. Jeder Befehl wird ohne Verzögerung ausgeführt. Angenehm ist dies für Schnelltipper, die richtige Syntax sollten sie jedoch "draufhaben", sonst kommt die Meldung: Kommando- oder Dateiname nicht erkannt.

Doch das ist beileibe nicht die einzige Meldung des CLI. Macht der Anwender einen Fehler, er vergißt z. B. das Einlegen einer Diskette (soll ja schon vorgekommen sein) wird er von CLI darauf aufmerksam gemacht. Auch andere "Unzulänglichkeiten" von uns Anwendern werden abgefangen und mit einer entsprechenden Fehlermeldung quittiert. Wer meint, er könne seine Bootdisk mit dem xcopy-Befehl kopieren, wird mit der Meldung "FEHLER: Copy Boot-Disk" schlicht auf die Unmöglichkeit seines Verlangens hingewiesen.

Wie wird jetzt unter CLI ein Programm, respektive eine Applikation gestartet? Da kein Mauszeiger zu sehen ist, kann auch nichts angeklickt werden, ergo geben wir den Namen des Programms per Tastatur ein z. B. GEOWRITE. Vorausgesetzt, das GEOS-Textprogramm befindet sich auf Disk, erscheint die gewohnte Auswahlbox und auch der Mauszeiger weilt wieder unter den Lebenden. Ebenso verfährt man mit jeder startbaren Datei, vorausgesetzt die entsprechende Applikation befindet sich auf Laufwerk A oder B. Eingabe- und Druckertreiber werden durch die Eingabe des Namens gewechselt. Der Anwender muß hier lediglich eine (J/N)-Abfrage beantworten.

Durch den mitgelieferten Key-Manager, einem kleinen Hilfsprogramm, ist die Vorbelegung der F-Tasten mit beliebigen CLI Befehlen möglich. Bereits voreingestellt sind so häufig benötigte Befehle wie "dir/w", "chkdsk" oder ein Laufwerkswechsel "a:", "b:", "c:". Der Key-Manager kann unter DeskTop oder CLI aufgerufen werden, ist sehr einfach zu bedienen und erstellt "KeyPrefs"-Dateien, vergleichbar mit den "Preferences" des Voreinstellungsprogramms. Ist die entsprechende "KeyPrefs"-Datei auf Disk, werden die dort gespeicherten Einstellungen verwendet, die F-Tasten also wie gewünscht belegt. Angenommen, eine solche Belegung für F1 lautet "GEOWRITE", dann wird mit der F1-Taste ab sofort GeoWrite gestartet. Denkbar ist auch ein Wechsel des Druckertreibers per F-Taste. Mit dem Befehl print (Dateiname) kann jedes Dokument anschließend gedruckt werden.

Die Krönung des gesamten CLI ist aber wohl der Batch-Editor, der es ermöglicht Stapeldateien zu schreiben. Jeder MS-DOS Anwender kennt die berühmte AUTOEXEC.BAT. Nun gibt es sie auch für den C64/128:
In dieser AUTOEXEC.BAT, welche mit dem Batch-Editor erstellt wird, stehen Befehle, die beim Starten von CLI abgearbeitet werden. Dies könnten beispielsweise die Befehle "date" und "time" sein, womit der Anwender gleich beim Booten aufgefordert wird, das korrekte Datum plus die Uhrzeit einzugeben. Anschließend könnte, wie schon beschrieben, die RAM-Disk gefüllt werden. Im Batch-Editor, der ebenfalls als Hilfsprogramm konzipiert wurde und im CLI durch Eingabe von "Editor" aufgerufen wird, können maximal neun Zeilen editiert werden. Diese Beschränkung existiert jedoch nur scheinbar, da in einer Stapeldatei eine weitere aufgerufen werden kann. So läßt sich "ohne Ende" batchen. Durch den CLI Befehl "pause" wird der Ablauf einer Stapeldatei angehalten, bis der Anwender eine Taste drückt. Dies ist nützlich, wenn mittels des "type"-Befehls erklärende Texte (GeoWrite-Dokumente) am Bildschirm angezeigt werden sollen.

Wird der Editor gestartet, erscheint in einem leeren Bildschirmfeld ein blinkender Cursor, der sofort die Eingabe von CLI-Befehlen zuläßt. Mit RETURN wird eine Zeile beendet. In einem abgegrenzten Bereich können Felder angeklickt werden, die das Speichern der erstellten, Anlegen neuer oder Laden bereits vorhandener Batch-Dateien ermöglichen. Hierbei können beliebige Namen mit bis zu 12 Zeichen verwendet werden, die Endung .BAT wird automatisch angefügt. Gibt man gar keinen Namen ein, wird die AUTOEXEC.BAT erstellt. Wenn man bedenkt, was MS-DOS für Editoren bis Version 4.x zur Verfügung stellte, so ist der CLI-Batch-Editor wahrhaft komfortabel.

Wenn man mich nach einer abschließenden Meinung fragt: CLI ist eine empfehlenswerte Erweiterung für das gesamte GEOS-System. Es ist beileibe nicht nur für spätere PC-Umsteiger interessant. Die in meinem Artikel besprochenen Features machen CLI zu einem wirklich leistungsfähigen GEOS-Produkt. Wer natürlich mit seiner Tastatur auf Kriegsfuß steht bzw. nach dem Terroristensystem "wenn keiner mehr dran denkt, kommt ein Anschlag" arbeitet, dem empfehle ich die Finger von CLI zu lassen. Doch dann kommt auch das GEOS-Grundsystem für ihn nicht in Frage. Oder wird in GeoWrite etwa nicht getippt?

 

Rolf Stegmann


   Preise und Bezugsquellen:

   CLI   23,- DM   für GUC Mitglieder : 22,- DM

(lauffähig unter GEOS 64 v2.0 und 128 v2.0 im 40- und 80 Zeichen Modus. Mitgliedsrabatt 1 DM, Nachweis durch Kopie Mitgliedsausweis oder Adresslabel der letzten Geos User Post!)

   Erhältlich bei Wolfgang Pannes, siehe Schema Seite 2 !

   Batchfile Editor   20,- DM zuzüglich 5 DM Porto/Versand

nur bestellbar direkt beim Autor, Vorkasse (V-Scheck) erbeten :

   Jürgen Eckel, (siehe Autoreninfo)

 

 

 

 




Dieser Artikel ist Bestandteil von:

Ausgabe 21

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Letzte Änderung am 01.11.2019