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Leserbrief: Bindery

Autor: Sebastian Bähr

Electronic Authoring, Multimedia, Hypertext sowie die Verschmelzung Hypermectia sind häufig gehörte Schlagworte. Den dahinter stehenden Konzepten und Technologien wird oft eine glänzende Zukunft prophezeit.
Als ein entsprechendes Autorensystem für Geoworks angeboten wurde, dazu noch zum günstigen Einführungspreis, griff ich erfreut zu. Ein Nachteil gegenüber dem konkurrierenden Adobe Acrobat stand allerdings schon von Anfang an fest. Die Bindery-Bücher lassen sich nur in Geoworks lesen, da der Bookreader nur für dieses Betriebssystem existiert. Acrobat verdankt seine zunehmende Verbreining ( auch im WWW ) jedoch nicht zuletzt der Verfügbarkeit eines Readers für die meisten PC-Betriebssysteme.

Bindery ist im wesentlichen ein erweitertes GeoWrite. Darin liegt aber genau das Problem, denn diese Erweiterungen wurden nicht konsequent zu Ende gedacht und umgesetzt. Die wichtigsten Einschränkungen ergeben sich meines Erachtens aus der Tatsache, daß Bindery wie GeoWrite, auf Dokumentenebene operiert. Ein Bindery-Buch besteht aus mindestens einem Dokument. Eine Aufteilung des Inhaltes auf mehrere Dokumente kann aufgrund der Übersichtlichkeit erforderlich sein oder aber auch, weil Bindery Probleme beim Umgang mit großen Dateien hat.
(Wann entlich wird Geoworks für den 386er (Protcted Mode, lineare 32 bit-Adressierung) ausgelegt? Dann ließen sich große Dateien handhaben und DOS-Boxen im Fenster öffnen! Wie wär's mit Bootfähigkeit, neuem Dateisystem ( HPFS oder GWFS - Geoworks File System ), mehr Möglichkeiten zur Oberflächengestaltung (Desktop, Links, freie Positionierbarkeit, ...), Zeichensätze auf Unicode-Basis, neue Treiber, True-Color-Fähigkeit, volle Netzwerkfunktionalität, Videounterstützung (mpg, avi, Quicktime), 3D-Grafik durch Quickdraw 3D bzw. OpenGL, Integration von OpenDoc, ...?).

Doch zurück zu den Tatsachen von Bindery. So müßte es eigentlich einen Menüpunkt "New Book" geben, welcher ein neues Buch anlegt, das aus einem Dokument besteht, wobei jedoch bei Bedarf neue hinzugefügt werden können. Stattdessen kann man mit New nur neue Dokumente erstellen, die dann in einer (für mich nicht gerade intuitiv zu nennenden) Prozedur zu einem Buch zusammengefügt werden.
Der Nachteil dieses Konzepts wird beim Setzen der Hyperlinks deutlich. Die Seiten des gegenwärtig verwendeten Dokuments werden in einer Liste aufgeführt, so daß sich das Sprungziel bequem aussuchen läßt. Will man jedoch eine Verknüpfung zu einer Seite eines anderen Dokuments realisieren, so muß man diese per Hand hinzufügen. Möchte man zu dieser Seite von einem dritten Dokument aus springen, so muß sie dort noch einmal in eine Liste eintragen werden, da diese Listen eben nur für jedes Dokument extra existieren und nicht eine für das ganze Buch. Bei einem stark verknüpftem Hypertextsystem kann es dann vorkommen, daß in jedem Dokument alle Seiten aller anderen Dokumente des Buches per Hand eingetragen werden müssen.
Zudem lassen sich gesetzte Hyperlinks nur innerhalb eines Dokuments durch Follow Hyperlink überprüfen. Der Sprung nach "draußen" ist nicht testbar.
Die Hyperlinks verursachen aber auch noch andere Probleme. Zur besseren Erkennbarkeit wollte ich sie blau einfärben. Seltsamerweise hat die Farbe Auswirkung auf die (scheinbare) Schriftgröße im Bookreader. Im allgemeinen erfolgt eine Verkleinerung. In Bindery sah blaue 12-Pt.-Schrift aus wie schwarze 11-Pkt.-Schrift (abgesehen von der Farbe), im Bookreader jedoch wie blaue 10-Pkt.-Schrift. In einem Fall normalisierte es sich wieder, als ich in der Zeile unter dem Hyperlink einen Tabulator einfügte! Es gibt jedoch noch zahlreiche andere Effekte. So färbte ich zu Testzwecken zwei Buchstaben einer Überschrift blau und legte einen Hyperlink darauf. Anschließend waren fast alle Hyperlinks so groß. Änderte ich bei einem Hyperlink die Schriftgröße, so wirkte sich das auf andere aus oder auch nicht.
Der gleiche Effekt, wenn ich einen Hyperlink rot färbte. Mal färbten sich viele Hyperlinks mit um, dann wieder nur ein paar bzw. nur der eine. Leider ist es mir noch nicht gelungen, hinter diesem Verhalten eine Regel zu entdecken. Vielleicht liegt es ja auch nicht an Bindery, sondern an mir. So ist es mir auch noch nicht gelungen, die Hintergrundfarbe für eine ganze Seite zu ändern. Sie läßt sich anscheinend nur abschnittsweise variieren.
Das Jonglieren mit den unterschiedlichsten Zeilenhöhen, um die Seite vollständig auszufüllen, gehört auf jeden Fall nicht zu den angenehmen Seiten der Arbeit mit Bindery. Ein Problem habe ich auch noch mit den auf Seite 26 im Handbuch angegebenen speziellen Hyperlinks, wie !B, !5pagename oder !atoknN. Es ist mir noch nicht gelungen, sie zum Laufen zu bringen. Zudem weiß ich auch nicht so recht, was sich hinter tokn und N verbirgt.
Wenn es einige Bindery-Anwender gibt, die für die beschriebenen Phänomene Erklärungen und Lösungen parat haben, so würde ich mich freuen, von ihnen zu hören.

Fazit: Bindery hat seine Macken, jedoch ist der Markt nicht gerade von Hypertext-Autoren-Systemen überschwemmt, schon gar nicht für GW, so daß es auf jeden Fall eine Bereicherung des (geringen) Softwareangebots darstellt.

 

Sebastian Bähr

 

 

 




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Ausgabe 48

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Letzte Änderung am 01.11.2019