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Brief an Peter Ostermann

Autor: Burkhard Oerttel

Sehr geehrter Herr Ostermann,
nach langer Wartezeit und vielen unbestätigten Gerüchten ist sie nun doch ausgeliefert worden, die deutsche Fassung von GeoWorks 2.01. Sie haben es also geschafft, noch vor Win 95 mit Ihrem Bugfix auf den Markt zu kommen. Die ersten Proben mit dem neuen Produkt weckten in mir ernste Zweifel, ob es das ist, worauf die unverzagte Geos-Anhängerschaft so lange gewartet hat.

Gewiß, etliche Mängel, die uns jahrelang an GeoWorks gestört haben, sind beseitigt, aber bei weitem nicht alle. Der Titel meiner ersten Rezension zu Windows 95 könnte auch hier zutreffen: "Die alten Macken nerven weiter." So erfreulich es ist, daß die Import-Funktionen verbessert wurden und man nun keiner zusätzlichen Utilities mehr bedarf, um Umlaute nach GeoCalc oder Paragraphenzeichen nach GeoWrite zu importieren, fragt man sich doch, warum nach wie vor die Quattro-Schnittstelle fehlt, obwohl sie in GeoWorks 1.2 vorhanden war. Ein weiteres Ärgernis beim Import von Texten bleibt die Zuordnung des US-Letter-Papierformats anstelle des voreingestellten Standardformats.

Auch der Export von Geos-Dokumenten vermag noch nicht zu überzeugen, denn etliche Sonderzeichen werden weiterhin nicht in ihre DOS-Pendants übersetzt, z. B. das typografische Anführungszeichen. (Damit meine ich das hierzulande richtige untere Anführungszeichen, das man mit <AltGr>+<Ö> erzeugt, nicht das von GeoWrite weiterhin ohne Berücksichtigung der Voreinstellungen durchgängig verwandte obere.) Unverständlich ist weiterhin, daß der Text-Editor keine Write-Texte aus der Zwischenablage oder per Drag'n'drop akzeptiert, wenn darin Sonderzeichen enthalten sind. Auch das war bereits in den 1.x-Versionen besser gelöst, ähnlich wie beim Öffnen von ASCII-Dateien. Zumindest diesen Standard hatten die Geos-Benutzer mit dem 2.01-Bugfix wieder erwartet.

Benzinverbrauch Sehr gefreut hat mich die Tatsache, daß GeoCalc nun resistent gegen Beeinflussungen durch das Floating Keyboard ist. Noch schöner wäre es aber, wenn auch endlich eine UNDO-Funktion in die Kalkulation Aufnahme gefunden hätte. Die Mini-Spreadsheets im Rechner sind nun zwar eingedeutscht und frei zugänglich, aber schon bei der ersten Aufgabe "Benzinverbrauch" kommt ein total fehlerhaftes Ergebnis zustande, was mich davon abhielt, in diesem Bereich weitere Tests anzustellen.

Noch einmal zurück zu den Textfunktionen: Daß Geos-User ohne Thesaurus auskommen müssen, kann hingenommen werden, nicht aber die nach wie vor mangelhafte Silbentrennung. Ihr Lexikon-Lieferant Houghton-Mifflin hat inzwischen bessere Versionen vorgelegt, die auch "Bäcker" und "Schiffahrt" richtig trennen, wie anhand von MS Office zu sehen ist. Warum sind in GeoWorks 2.01 nicht die neuen Versionen enthalten?

Kommen wir zum Kernstück von GeoWorks, dem GeoManager. Die Launcher-Funktionen sind seltsamerweise wiederum der Eindeutschung entgangen. Das allein wäre nicht weiter tragisch; schlimmer ist, daß die Übergabe von Dateinamen an aufgerufene DOS-Programme immer noch die selben Fehler enthält, die zur Unbenutzbarkeit dieser Funktion führen. Der Nutzen der neuen Link-Funktion dürfte für die Mehrzahl der Nutzer nicht zu erschließen sein, wenn es dazu weder Erläuterungen noch eine Online-Hilfe gibt. Der zusätzliche Bildschirmschoner ist ja ganz nett, schöner wäre es allerdings, wenn sich die Schoner-Einstellungen wieder speichern ließen.
Der größte Bug steckt aber in der Textverarbeitung: Die Tastenkombination <Shift>+<Entf> ersetzt einen markierten Text durch ein Komma, statt ihn in die Zwischenablage auszuschneiden. Mindestens diese Fehlfunktion macht ein Bugfix des Bugfix unbedingt erforderlich, aber vielleicht läßt sich die eine oder andere Panne bei dieser Gelegenheit auch noch ausbügeln.

Abschließend möchte ich nocheinmal auf den Vergleich mit Windows 95 zu sprechen kommen. Auch dort sind etliche Details zu kritisieren, aber erfreulich gelungen sind den Kollegen bei Microsoft die nutzerspezifischen Anpassungen, die speziell Behinderten erst den professionellen Umgang mit grafischen Oberflächen gestatten. Ich will an dieser Stelle gar nicht so weit gehende Features von Ihnen erwarten, auch wenn sie der Geos-Philosophie eigentlich näher sein dürften als dem Selbstverständnis von Windows. Aber warum wird denn nicht einmal die längst vorhandene(!) Möglichkeit der Umschaltung der Maustasten für Linkshänder nicht in den Voreinstellungen unterstützt?
Sie sehen also, die Geos-Nutzer-Gemeinde hat noch lange keinen Grund, zufrieden zu sein. Von 256-Farben-Treibern dürfen wir vermutlich weiterhin nur träumen, obwohl es seit drei Jahren einen Prototyp gibt, der lediglich einer Schlußbearbeitung bedürfte. Ich würde mich freuen, wenn ich von Ihnen eine Stellungnahme zu diesem Mängeln erhielte, auch im Interesse der hiesigen Geos-Anhängerschaft. Die deutschsprachigen Geos-User-Vereinigungen erhalten Kopien dieses Briefes zur Kenntnis. Immerhin handelt es sich bei den beanstandeten Fehlern zumeist nicht um neue Erkentnisse; sie sind meist schon seit Jahren bekannt, von den neu hinzugekommenen mal abgesehen. Und es sind keinesfalls Spitzfindigkeiten, sondern essentielle Funktionen, bei denen die Bugs das Arbeiten mit GeoWorks zum Teil erheblich behindern.

 

Hochachtungsvoll
Burkhard Oerttel

 

 

 




Dieser Artikel ist Bestandteil von:

Ausgabe 41

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Letzte Änderung am 01.11.2019