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Test- und Arbeitsbericht -RamDrive-

Autor: Olaf Dzwiza

Irgendwann einmal trat bei mir die Situation auf, daß für meine Arbeiten die Commodore-REU mit 512 KByte einfach zu klein wurde. Also stand ich vor der Frage: Was tun? Zwei Möglichkeiten boten sich:

1. Aufrüsten lassen und weiterarbeiten oder
2.Verkaufen und durch etwas anderes ersetzen.

Wie es der Zufall wollte, suchte gerade jemand in unserer Regionalgruppe eine gebrauchte REU, also entschied ich mich für die zweite Lösung und ersetzte die CBM-REU durch ein RamDrive-Modul von PPE. Jetzt sollte ich nicht nur in den Genuß von mehr Speicher kommen, nein auch eine Akkupufferung war dabei. Doch vor dem Spaß am neuen Modul kam die Arbeit ...


Hardwarebastelei
Zunächst eines vorweg: Die RamDrive benötigt unbedingt ein zusätzliches Netzteil, daß leider im Preis nicht enthalten ist. Ohne ein solches funktioniert
a) die Akkupufferung nicht und
b) wird der Rechner in zu hohem Maße beansprucht, da er selbst die Stromversorgung übernehmen muß.

Nachdem das sehr robust wirkende Modul in den Expansionsport gesteckt und mit dem Netzteil versehen wurde, ist ein kleiner Schalter auf der Oberseite (dazu unten noch mehr) auf die Position "Enable" zu setzen. Nun lade man das Programm "Hardwaretest" und lasse es möglichst mehrere Stunden (!) laufen. Gibt es keine Fehlermeldungen, so ist bereits alles getan, ansonsten sind nun fünf Minuten mehr Zeit und ein Schraubenzieher nötig:

Der "Hardwaretest" meldet genau dann Fehler, wenn es zu Timingproblemen mit dem Modul kommt. In diesem Fall ist der Rechner aufzuschrauben und an einem genau bezeichneten IC an einem bestimmten Pin ein Kabel anzubringen, daß über den Expansionsport zu einem am Gehäuse der RamDrive befindlichen Jumper geführt werden muß. Ist dies getan, Rechner wieder zusammenbauen und Modul einstecken. Das Handbuch geht auch ganz vorbildlich auf alle verschiedenen Modelle des C64 und C128 ein.

Hier war für mich das erste Handikap erreicht: Hardware ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. In den sieben Jahren, in denen ich den C64 nun schon benutze, hatte ich ihn bisher kein einziges Mal aufgeschraubt, um mal hereinzuschauen. Nun mußte es sein! Dennoch, die (komplett englische) Anleitung ist hier sehr ausführlich (so nach dem Motto, nehmen Sie den Schraubenzieher in die Hand, bewegen sie ihn zur Schraube.... gut das ist jetzt etwas übertrieben, aber selbst für absolute Hardwarelaien zu gebrauchen) und selbst für die Leser verständlich, die mit dem Englisch schon immer auf Kriegsfuß standen.
Notfalls kann man für einen geringen Unkostenbeitrag auch eine deutsche Teilübersetzung erwerben, was sich aber meist als überflüssig herausstellen dürfte. Hier wäre es schön, wenn dieses Beiblatt ohne Aufpreis verfügbar wäre.
Nachdem das Kabel installiert wurde, geht es dann an die Softwareeinrichtung.


Installation
Schon die CBM-REU hat ein Tool beiliegen, das es erlaubt, die Erweiterung als Ram-Floppy anzusprechen, wenn man außerhalb von GEOS arbeitet. Leider war jenes Programm in einem derart schlechten Speicherbereich, daß selbst größere Basic-Programme Probleme machten und nach dem Ausschalten war natürlich wieder alles weg.
Die Entwickler der RamDrive waren sehr viel cleverer: Ein kurzes Installationsprogramm von der Utility-Diskette geladen und gestartet, installiert vollautomatisch im obersten Speicherbereich der RamDrive ein spezielles Ramdos (RD-DOS) und schaltet die interne Akkupufferung ein. Dadurch bleibt das RD-DOS quasi als Betriebssystem für die Speichererweiterung immer erhalten, kann bei neueren Versionen sehr leicht ausgetauscht werden und ist direkt nach dem Einschalten des Rechners verfügbar.

Das Installationsprogramm führt nach erledigter Arbeit einen Reset durch und...
Die Einschaltmeldung des Rechners hat sich verändert! Plötzlich steht da etwas von "JiffyDos 6.01".
Des Rätsels Lösung: In der RD befindet sich ein fertiges Jiffy-DOS Laufwerks-ROM, welches natürlich beim Einschalten des Rechners seine Spuren hinterläßt. Wenn im Rechner kein Jiffy-DOS-Modul vorhanden ist, kann das Ganze natürlich nicht als Speeder wirken, aber immerhin noch als verbessertes Betriebssystem.

Jetzt taucht bei manchem User sicher schon wieder ein entsetzter Blick auf, der an die Kompatibilität denkt: Sollte ein Programm nun im Standardmodus nicht mehr laufen, so stellt man einfach den Betriebsschalter auf "Disable" und führt einen Reset durch, schon hat man sein altes Betriebssystem wieder und kann ohne RD arbeiten, ohne sie aus dem Port entfernen zu müssen.


Installation, die zweite.
Jetzt wollen wir die RamDrive für GEOS nutzbar machen:
Also wird mal wieder ein kleines Tool von der Utility-Diskette geladen und gestartet. Hier brauchen wir nur auszusuchen, welche RAM-Laufwerke wir unter GEOS haben möchten. In der Regel wird man sich hier für "81 RAMDISK + 1571 DACC" entscheiden. Das heißt dann, daß man unter GEOS eine REU 1581 und eine REU 1571 zur Verfügung haben wird. Nach einem Tastendruck wird die restliche Arbeit von der Software erledigt.
Mit dieser Konfiguration arbeite ich nun seit einiger Zeit sehr zufriedenstellend, doch das ist noch lange nicht alles, was die RamDrive kann. Zu mehr Fähigkeiten komme ich später noch, erstmal soll es hier nun um unser GEOS gehen.


GEOS
Am besten arbeitet man mit einer Sicherheitskopie der Bootdiskette; wie eine solche erstellt wird (GeoMakeBoot, GeoCopy), war hier schon des öfteren Thema. Auf dieser Bootdiskette ist die Datei "Konfigurieren" durch eine neue Version von der Utilitydiskette zu ersetzen, außerdem muß man die Datei "RBOOT" austauschen.

In Konfigurieren wählt man nun seine Laufwerke aus und schon ist die Arbeit abgeschlossen. Das Laufwerk "81 RAMDISK" ist akkugepuffert, hier sollte man alle wichtigen Applikationen hineinkopieren, dann hat man sie griffbereit. Das andere Laufwerk benutze ich als temporären Arbeitsspeicher für das erstellen und bearbeiten von Dokumenten. Dieses Laufwerk ist nicht akkugepuffert!

Ein bißchen Technik: Während die "81 RAMDISK" ein Laufwerk ist, daß auch in Standardmodus angesprochen werden kann (siehe unten), ist die "RAM 1571" ein echtes GEOS-Laufwerk, also nur simulierter Speicher, der durch Direktzugriff (direct access) gesteuert wird und daher nicht gepuffert wird.

Das war im Grunde genommen schon alles für GEOS. Alle wichtigen Programme laufen ohne Probleme in einer sehr angenehmen Zugriffzeit. Als Zeitvergleich: Während das Erzeugen der Datenbank des Programms "Universum" auf einer 1541 ohne Zusatzspeeder ca. 2 Minuten in Anspruch nimmt, ist das auf der RamDrive innerhalb von sehr wenigen Sekunden erledigt.

Jetzt die wohl wichtiges Frage: Was läuft nicht?
Zunächst eins: GEOS 2.x wird eingesetzt, nicht GEOS 2.0r! Nun könnte man annehmen, daß dann auch RamProzess funktioniert. Das ist leider nicht so. RamProzess greift so weit in die Systemtiefen ein, daß RamDrive damit nicht mehr klarkommt. Genauer gesagt tut sich folgendes:

RamProzess wird gestartet und korrekt installiert, auch Tools werden richtig eingebunden, aber die Arbeit z. B. mit einer Uhr ist schon nicht mehr sinnvoll möglich, weil der Datenaustausch im Vergleich zur CBM-REU dann doch zu langsam ist. Ein Programm wie FileBrowser, die meines Erachtens einzig sinnvolle RamProzess-Anwendung, arbeitet ohne Macken, wenn da nicht ein kleiner Haken wäre:

Hat man RamProzess installiert, möchte es später wieder deinstallieren oder nur einen Prozess löschen oder gar GEOS verlassen, so stürzt das ganze System ab...
Wer damit leben kann, kann RamProzess zumindest mit FileBrowser weiter einsetzen. Ich habe - recht schmerzhaft - darauf verzichtet, weil mir die Systemstabilität wichtiger ist.

Laut Handbuch (mir fehlt die entsprechende Software), ist aber z. B. der Einsatz von GeoWizard ("Hexer") kein Problem. Die Arbeit mit Gateway als DeskTop-Ersatz ist im Handbuch ausdrücklich empfohlen, ich bin jedoch bei TopDesk geblieben, weil ich von Zeit zu Zeit ein viertes Laufwerk für die geniale Software "64net" und der dazugehörigen GEOS-Anpassung benötige.


RamDrive im Standardmodus
Wer RamDrive nur für GEOS einsetzt, verschenkt viele sinnvolle Möglichkeiten. Zunächst einmal kann man eine RamDrive-Partition dank dem installierten RD-DOS wie ein ganz normales Laufwerk über die Adresse 16 (oder eine andere frei wählbare) ansprechen.
Dann gibt es das Programm "RamTools", das hauptsächlich die Aufgaben hat wie "FDISK" bei DOS auf dem PC: Es dient zum Einrichten und Löschen von Partitionen. Eine Partition ist ein Teil des gesamten RamDrive-Speichers, der in verschiedenen Arten angesprochen werden kann:

Folgende Partitionstypen gibt es:

   1. 1541/71/81
Es wird ein Bereich angelegt, der genauso wie ein entsprechendes Commodore-Laufwerk, mit allen Funktionen und Befehlen behandelt wird. Einzige Ausnahme: Burst-Befehle der 1571/81 funktionieren nicht. Der Grund ist im Handbuch klar erläutert, würde aber hier zu weit führen.

   2. Native
Hier wird kein Laufwerk von Commodore simuliert, sondern ein Laufwerk in einer frei wählbaren (in 256 Blocks/64kByte-Schritten) Größe zur Verfügung gestellt.

   3. DACC
Direktzugriffsbereich. Dieser Bereich kann mit LOAD, SAVE u.s.w. nicht angesprochen werden. Hier sind nur Direktzugriffsbefehle möglich. Wird z. B. für GEOS verwendet.

Auf diese Art und Weise können bis zu 31 Partitionen erstellt werden, die aus den obigen Möglichkeiten frei kombinierbar sind.

Ich habe mir neben der "81 RAMDISK" und der DACC für GEOS noch drei Partitionen eingerichtet:
Native mit 512 Blocks für diverse, häufig gebrauchte Tools,
1541 zum schnellen Kopieren einer ganzen Diskettenseite mit dem beigefügten Programm "MCOPY" und
Native mit der verbleibenden Blockgröße für andere Zwecke.

Dabei kann dann noch eine Partition als Standardpartition eingestellt werden. Ich habe dies mit der 1541-Partition so gemacht, damit ich ohne Wechsel des REU-Bereiches meine Tools immer gleich erreichbar habe, wenn ich mal nicht in GEOS arbeite.

Zusätzlich werden noch ein paar Tools mitgeliefert:
FCOPY zum Kopieren von File,
MCOPY für ganze Diskettenseiten,
BBG-Toggle zum An- und Abschalten von der Akkupufferung,
und ein AutoBoot-Maker.


AutoBoot
Mit einem speziellen Programm kann man in der RamDrive einen Teil so einrichten, daß beim Einschalten des Rechners ein bestimmtes Programm auf einem beliebigen Laufwerk (muß nicht in der RamDrive sein), in einer frei wählbaren Partition und einem beliebigen Unterverzeichnis aus automatisch geladen und gestartet wird. Dies habe ich so gemacht, daß beim Einschalten direkt nach der GEOS-Boot-Datei auf meiner (realen) 1541 gesucht wird.

Ich schalte also Monitor und Floppy ein, lege die GEOS-Boot-Disk ein und direkt nach dem Einschalten des Rechners wird GEOS geladen, ohne das ich was tun muß. Wozu noch GeoROM o.ä.? So bin ich viel flexibler.
Mit einem C128 kann man sich sogar einen Bootsektor in der RamDrive einrichten. Nur fehlt mir mangels C128 hierzu die Testmöglichkeit.


Schalter
Eines sollte ich nicht vergessen: Den "Enable/Disable" Schalter habe ich bereits beschrieben, zusätzlich gibt es auf der Gehäuseoberseite noch einen Resettaster und eine Swap-Taste. Letztere dient dazu, die RamDrive von ihrer aktuellen Laufwerksadresse auf eine andere umzuschalten, wobei die andere Adresse mit einem Laufwerk getauscht wird. Drücke ich also "SWAP 8" erhält die RamDrive die Adresse 8 und das Laufwerk, welches zuvor die "8" hatte, bekommt die Adresse der RamDrive. Sehr nützlich.


Fazit
Wenn man sich den MegaByte-Preis der z. Z. erhältlichen SIMMs für PC anschaut, könnte man von dem Preis der RamDrive zunächst geschockt sein. Nun muß man aber bedenken, daß man nicht nur Speicher zum Selbsteinbau kauft, sondern gleichzeitig eine akkugepufferte REU, gute Software, eine insgesamt sehr hochentwickelte Hardware, die sowohl unter GEOS als auch im Standardmodus sehr kompatibel ist, und ein Jiffy-DOS-Laufwerks-ROM.

Betrachtet man nun den Preis, den eine Aufrüstung einer Commodore-REU auf 2 MB kostet, und eventuell noch Zusatzmodule wie BBU/RamLife, dann gibt es eigentlich keine bessere Alternative als die RamDrive. Import und Vertrieb des Moduls werden durch Performance Peripherals Europe, Michael Renz, abgewickelt. Natürlich ist RamDrive auch direkt beim Geos User Club zu beziehen.

 

   Produkt Info

     Name:              RamDrive
     lauffähig unter:   Geos 64 & 128 ab v2.0
     Voraussetzung:     -
     Preis:             499,- DM (GUC: 449,10 DM)
     Bestelladresse:    GUC Dorsten

 

Olaf Dzwiza

 

 

 




Dieser Artikel ist Bestandteil von:

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Letzte Änderung am 01.11.2019