Mit diesem Artikel möchte ich einmal etwas schildern, was ich in der heutigen Zeit nicht für selbstverständlich halte:
Ich wurde plötzlich und ohne Vorwarnung durch einen Adernverschluß im Gehirn aus dem "normalen" Leben geholt. Nachdem es zu Anfang nicht so ausah, kann ich aber trotz Lähmung der Arme und Beine und des Gesichtes wenigstens wieder tagsüber im Rollstuhl sitzen. Auch meine Sprache ist weg.

Ich habe die Regionalgruppe Hamburg mitgegründet, und war der erste, der sich damals einen 286'er PC und Geoworks gekauft hat.
So lag eigentlich nichts näher, als den PC wieder in Betrieb zu nehmen. Es gestaltete sich zu Anfang recht schwierig, das zu bewerkstelligen, kann ich doch keine Maus o.ä. bedienen. Da mein Kopf aber noch eingeschränkt beweglich ist, lag es nahe, dies auszunutzen. Über die Krankenkasse wurde ein Gerät angeschafft, mit dem ich einige Tasten des PC mit Schwierigkeiten benutzen konnte. So begann ich auf der DOS-Ebene (denn nur das ging) zu arbeiten.

Viele Programme blieben mir dadurch verschlossen. Als ich etwas besser zuwege war, sah und testete ich ein anderes Hilfsmittel, das mit einem Laser arbeitet, fand es gut und nun mußte nur noch die Krankenkasse überzeugt werden, das alte Gerät zurückzunehmen und das neue anzuschaffen. Nachdem dies endlich bewilligt und angeschlossen war, eröffnete sich mir eine neue/alte Welt.
Das Gerät ersetzt die erweiterte PC-Tastatur und wird über einen am Kopf angebrachten Diodenlaser bedient. Da es alles kann was eine "normale Tastatur" auch kann, lag nichts näher als wieder mit Geos zu liebäugeln.

Mit der Hilfe von Freunden aus der Regio Hamburg (Hartmut Lüdtke und Thomas Dreetz) wurde mein alter 286 mit 40 MB HD und DOS 5.0 aufgerüstet. Zuerst auf einen neuen 386DX40 Motherboard, 4 MB RAM mit 40 MB HD über einen 486DLC 33 Board zu jetzt einem 486DX2/66, mit 8 MB, singel-speed CD-ROM, 2 Festplatten a 100 MB und Novell DOS 7 mit seinem hervorragenden TaskSwitcher.

Da ich von damals nur das Geos 1.2 hatte und gerne auch die Version 2.0 haben wollte, erkundigte Hartmut sich bei digitO nach einer günstigen Updatemöglichkeit. Da digitO uns die originale v2.0 zum Preis von 399 DM anbot, entschloß ich mich, die englische Version 2.01 für 200 DM beim GUC zu kaufen, bekomme ich doch nur 150 DM Taschengeld im Monat. Als Jürgen Heinisch von meiner Situation erfuhr, bot er netterweise an, mir die deutsche Version 2.01 für den Preis der englischen Fassung zu überlassen.

Nun konnte ich richtig loslegen. Doch gab es bei Geoworks 2.01 noch Schwierigkeiten. Texteingaben über die Tastatur klappten hervorragend, aber die mit 'F4' einschaltbare Tastaturmaus bewegte sich wegen der nur kurzen Impulse meiner Tastatur sehr langsam.

Hier konnte ein User aus dem GeoBoxNet helfen. Yasuo Katto, dem Hartmut von mir und dem Problem erzählt hatte, änderte mit Hilfe des SDK den Tastaturtreiber, so daß der Mousezeiger nun flott über den Bildschirm läuft und Geos auch für mich gut zu bedienen ist.

Auch CrossPoint, und damit auch die DFÜ, hielt bei mir Einzug, und mit einem 14.400 Baud-Modem kann ich ziemlich aktiv wieder am Geoworks- und am Clubleben teilnehmen, machen doch bereits über 18 Mitglieder der Regio Hamburg DFÜ z.B. über die CONNECT-Mailbox.
Mailboxing (DFÜ) war etwas Neues für mich, aber ich fuchste mich ein. Nun kann ich mich auch mit Geos Mitgliedern in der ganzen Welt schreiben.

Ich fand auch wieder großen Gefallen an unseren Regiotreffen, zu denen ich fast jedesmal gefahren werde und kann wieder rege am Clubleben teilnehmen. Ich nehme dann meine Lasertastatur mit und kann mich mit meinen Freunden unterhalten.

Übrigens erstelle ich für unsere Regio Zeitung GEOS LIVE die BTX-Seiten für GEOS 64/128 und Geoworks.
So bin ich trotz meiner schweren Behinderung wieder im Club integriert.

Für meine Tastatur machte ich der Herstellerfirma auch schon Verbesserungsvorschläge. Dies gefiel der Firma wohl so gut, daß sie mich eingeladen hat, auf der Reha-Messe in Düsseldorf im Oktober diese Tastatur vorzuführen.
Nun steckte ich natürlich etwas in der Patsche da ich es unter Windows vorführen sollte. Verständlicher Weise paßt mir das nicht und ich überzeugte die Firma, dafür mein Geos mitzunehmen und die Tastatur darunter vorzuführen.
So ist es gleich eine (kostenlose) Werbung für Geoworks. Ich hoffe, auf der Messe oft darauf angesprochen zu werden, damit ich kräftig Werbung für Geoworks, den Geos User Club und für die Regio Hamburg machen kann.

Cay-Ulf Hannich

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