Innen einfügen - eine Funktion mit versteckten Qualitäten

Im sogenannten Update-Handbuch wird sie nur ganz kurz erwähnt, die neue Funktion Innen einfügen im Editieren-Menü von GeoDraw. Auch sind die Erläuterungen nicht so ausführlich wie man es sich von einem Handbuch wünscht. Fast hat man den Eindruck, daß Florian Müller wegen der knappen Terminlage nicht genügend Zeit hatte sich um diese - eine der interessantesten unter den vielen neuen Funktionen von GeoDraw - hinreichend zu kümmern. Das im Handbuch genannte Beispiel verleitet jedenfalls keinen Anwender zu Freudenschreien.

Hinter Innen einfügen verbirgt sich eine Stanzfunktion, mit der einem (größeren) Objekt der Umriß eines anderen (kleineren) verpaßt werden kann.

Schrift mit Füllung
- no problem!

Wichtig für die Anwendung der Funktion ist, daß beide Objekte auf dem Bildschirm zunächst so positioniert sind, daß sie sich zumindest überschneiden, sonst funktioniert da gar nichts. Unmaßgeblich ist, welches der beiden Objekte im Vordergrund oder Hintergrund liegt.
Zeichnen Sie einfach mal einen Kreis und ein Rechteck, die sich überschneiden. Natürlich sollten beide unterschiedliche Attribute besitzen sonst kommt der Effekt nicht zum Tragen.

Bringen Sie nun das Rechteck mit Ausschneiden in die Zwischenablage, markieren Sie anschließend den Kreis und betätigen Sie dann Innen einfügen. Der Teil des Kreises, der sich vorher mit dem Rechteck überschnitt, besitzt nun die Attribute des Rechtecks.
Mit Inhalt schieben aus dem Untermenü Innen einfügen läßt sich das eingefügte Rechteck innerhalb des Kreisen bewegen. Mit Inhalt ausschneiden lassen sich die beiden so verbundenen Objekte wieder voneinander trennen.

Diese Eigenschaften verblüffen schon mal, aber es kommt noch besser. Mit der neuen Version hat man ja auch neue Attribute zur Verfügung, zum Beispiel die Verlaufs-Füllung.

Auf den ersten Blick als Handicap erscheint die Mittenbezogenheit, denn für plastische Darstellungen von Kugeln wählt man gern ein Verlaufszentrum, das nicht mit dem Kreismittelpunkt identisch ist. Mit Innen einfügen löst sich dieses Problem.

Zunächst wird ein Kreis gezeichnet und dann dupliziert und zugleich vergrößert. Mit dem neuen Befehl Erweiterte Duplizierung ist das überhaupt kein Problem mehr. Den größeren Kreis schiebt man nun in eine Position, in der er mit dem kleineren eine gemeinsame Tangente hat, und ordnet ihm dann einen kreisförmigen Farbverlauf zu.
Anschließend wird er ausgeschnitten, der kleinere Kreis wird markiert und erhält mit Innen einfügen einen azentrischen Verlauf.

Bei der Wahl des Füllobjektes sind Sie nicht auf Vektor-Objekte beschränkt, auch Bitmaps eignen sich dafür. Die Funktion Innen einfügen läßt sich auch mehrfach nacheinander anwenden, also z. B. um ein bereits mit Innen einfügen verbundenes Objekt wiederum in ein anderes einzufügen.

Was unterscheidet die GeoWorks-Schriften von Grafik-Objekten? Man kann ihre Linien- und Flächenattribute nicht verändern? Diese Antwort gilt nicht mehr! Mit Innen einfügen ist es auch möglich, Texten eine Füllung zukommen zu lassen.
Die Technik unterscheidet sich dabei nicht von jener, bei der das Formobjekt ein Grafikobjekt ist.

Allerdings sollten Sie diese Funktion nur mit flächigen Schriften, z. B. Sather Gothic oder Cooperstown verwenden.

Vor nicht allzu langer Zeit haben wir noch neidvoll auf die Anwender geschaut, die etwas mit More Fonts anfangen konnten, weil ihnen einige gemusterte Schriften zur Verfügung standen, die sich nicht ins Nimbus-Q-Format umwandeln ließen. Diese Zeiten sind vorbei, jetzt dürfen die schauen, wie wir Geos-User beliebige Füllmuster auf Schriften anwenden. Leider fehlt noch eine Funktion, mit der man den Schriften-Umriß anders behandeln kann als den Inhalt ... Outline-Schriften bleiben also weiterhin nur mit "Verrenkungen" möglich.

Burkhard Oerttel