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Quo vadis Geoworks?

Autor: Hartmut Lüdtke

Der folgende Beitrag stammt von der Regionalgruppe Hamburg. Wir bringen ihn ungekürzt, mit Absicht. Er dürfte die allgemeine Situation recht gut beschreiben und soll als Grundlage für eine Diskussion dienen.
Was haltet Ihr von der Aussage in folgenden Beitrag? Wir sind gespannt auf Eure Reaktionen.

Jürgen Heinisch & Thomas Haberland

 

 Logo: Regio Hamburg

Martin Luther hat einmal gesagt, daß es ohne die täglichen Herausforderungen im Beruf keinen richtigen Lebenssinn geben kann. Das kann so heute nur noch teilweise richtig sein. Unsere Arbeit ist zugegeben ein wichtiger Teil, aber nicht mehr der Inhalt unseres Lebens. Ohne einen Ausgleich geht es nicht, und diesen schafft bei uns der Computer, so unsinnig es auch anderen manchmal erscheinen mag.

Der heute vielfach zu beobachtende Erlebnishunger bewirkt allerdings eher das Gegenteil, denn im Moment der Erfüllung entstellt bereits die Frage, was denn nun als nächstes kommen soll /kann / muß. Dieser Erwartungsdruck schafft keine wirkliche Befriedigung, sondern allenfalls Freizeitstreß.

Unsere Regionalgruppe versteht sich nicht als Dachorganisation für die unterschiedlichsten Computeranwender, doch muß die Regio allen Anwendern eine wichtige Bedeutung beimessen. In dem "GEOS User Club - Regionalgruppe Hamburg" haben sich inzwischen zahlreiche Anwender verschiedener "grafischer Benutzeroberflächen" zur Pflege ihrer Interessen zusammengefunden. Wenn uns auf unseren Regiotreffen der Gesprächsstoff einmal ausgehen sollte, dann liegt etwas im argen und wir müssen die Ursachen suchen.

Unser Steckenpferd COMPUTER wird erst durch die Gemeinschaft vollständig und bringt eine besondere Art von Lebensqualität.

Es zeigt sich innerhalb unserer Regionalgruppe, daß die Kreativität und Vielfalt der Mitglieder ungeahnt groß ist. Und dabei gibt es sicherlich noch einige Mitglieder, deren Vorlieben noch gar nicht bekannt geworden sind.

Bis vor kurzem sind Geoworks- und GEOS 64/128-bezogene Aktivitäten überstark präsent gewesen, sei es das Erstellen seitenfüllender Grafiken, das Anfertigen umfangreicher Bier-, Vereins-, Firmen- oder Hochzeitszeitungen, oder das Austüfteln einer Lohn- und Einkommenssteuerberechnung.

Durch die äußerst schleppende Weiterentwicklung bei Geoworks, sei es durch den absoluten Stillstand bei DeskTop-Geoworks, oder durch das Nichterscheinen der versprochenen Applikationen, ist aber inzwischen bei vielen Anwendern die bereits oben erwähnte Frage nach dem "Was kommt als nächstes?" aufgetaucht.
Hardware- und softwaremäßig auf dem PC-Markt ist die Entwicklung im Gegensatz zum C64/C128 nicht stehengeblieben.

Als die Weiterentwicklung für GEOS 64/128 eingestellt wurde, war diese grafische Benutzeroberfläche annähernd das Nonplusultra für die Commodore 8-Bitter. Diese Plattform wurde verbessert, überarbeitet, aber es kam anschließend nichts mehr, was auch nur annähernd so gut war, wie eben GEOS selbst.

Der Softwaremarkt für PCs hingegen entwickelt sich auch weiterhin rasant. Früher hatte Geoworks 1.0 schon skalierbare Vectorfonts, da hat Microsoft mit WINDOWS 3.0 nur davon geträumt, dort wurde immer noch gepixelt. Es gäbe da noch einige andere zukunftsträchtige Sachen zu nennen, die bei Geoworks revolutionär waren, aber die Konkurrenz hat nicht geschlafen, und mit gewaltigen Aufwand nicht nur nachgebessert und nachgemacht, sondern sogar eigenständiges, besseres entwickelt.

In den grafischen Benutzeroberflächen WINDOWS 95 und OS/2 Warp stecken ausgereift und weuerentwickelte Ideen, die Geoworks nur ansatzweise und quasi im Versuchsstadium unter die Leute gebracht hat.

Wie kann ich jemanden überzeugen, mit Geoworks weiter zu arbeiten, wenn er mittlerweile vieles nicht mit Geoworks machen kann und wenn er seine Ergebnisse aus WINDOWS-Programmen und Geoworks-Programmen nicht zusammenführen kann?

Wie kann ich heute jemanden von Geoworks überzeugen, wenn er selbst auf Umwegen seine WORD-, DBASE- und EXCEL-Dateien nicht nach GEOS importieren und auch nicht aus GEOS heraus exportieren kann, ganz zu schweigen von der mangelhaften Chart-Darstellung von GeoCalc?
Selbst der Farbausdruck ist mittlerweile bei der Beurteilung eines Programmpaketes wichtig geworden. Ganz oben auf der Liste stehen dann auch noch mindestens 256 flimmerfreie Farben, Scannertreiberunterstützung sowie Fax Senden und Empfangen.

Bestimmt sind die allermeisten Features in den anderen Programmen überhaupt nicht wichtig, sind nur schönes Beiwerk, welches von weniger als 2 Prozent der Anwender überhaupt genutzt wird, aber ein heute, wettbewerbsfähiges Programmpaket, sei es unter DOS-, Windows oder OS/2, muß einfach umfassende Soundunterstützung haben, muß AVI-Clips abspielen können, muß Faxe versenden und auch empfangen können, muß plattformübergreifenden Import- und Export zulassen, etc.

Natürlich sind z.B. STAROFFICE 3.1 (für WIN 3.1, WIN'95, OS/2 und LINUX) oder WinWord, EXCEL und Corel Draw nicht wirklich mit Geoworks zu vergleichen, aber mittlerweile gibt es so viele Anwendungsmöglichkeiten für einen PC, die natürlich auch von den Anwendern ausprobiert und genutzt werden, wo Geoworks selbst nicht mehr mithalten kann, und wo es für Geoworks auch überhaupt keine vergleichbaren Zusatzprogramme gibt.

Geoworks ist für viele von uns ausgereizt und unsere heutigen Bedürfnisse können nicht mehr durch dieses Paket befriedigt werden. Da will der eine die vielfähigen Online-Dienste nutzen. Bilder scannen, nachbearbeiten, in seine Dokumente einbinden und dann natürlich auch in hervorragender Qualität ausdrucken oder möchte Videos mit dem PC bearbeiten, ein anderer möchte seine komplexen Tabellen auch grafisch aufbereiten und diese Tabellen und Grafiken in bestimmte Textdokumente einbinden, oder es sollen Seilen von Zeitschriften eingescannt, der Text darin erkannt und anschließend in Fließtext für eine Textverarbeiiung verwandelt werden.

Alles das sind aber ernst zunehmende Tatigkeiien am Computer, die nichts mit Geoworks zu tun haben, und die dazu gefuhrt haben, daß viele User dem GUC und auch Geoworks den Rücken gekehrt haben. Auch in unserer Regio merken wir seit etwa zwei Jahren einen deutlichen Mitgliederschwund. Von ehemals 54 Mitgliedern sind wir auf weniger als die Hälfte geschrumpft, und die Tendenz wird nach den Umfragen auf unseren Treffen und den Diskussionen in unserer Mailbox anhalten, wenn wir nichts dagegen tun.

Auf Nachfragen, warum man denn aus der Regio (und ev. dem GUC) ausscheidet, hören wir immer wieder: "Ich arbeite gar nicht mehr mit GEOS", oder "Wenn ich erzähle, daß ich fast nur noch mit WINDOWS 95 oder OS/2 arbeite, werde ich gleich angemacht".

Genau da scheint unser Problem zu hegen. Wir sind allesamt bisher zu stark auf Geoworks und GEOS 64/128 fixiert gewesen. Das war so lange in Ordnung, wie Geoworks auf dem Markt noch irgendwie konkurrenzfähig war. Mittlerweile ist bei Geoworks seit geraumer Zeit ein Stillstand eingetreten, und auch die Zukunft sieht zugegebener maßen nicht sehr rosig aus.

Wenn wir in unserer bisher bestehenden und bewahrten Gemeinschaft weiter zusammenbleiben wollen, müssen wir unsere Ziele allgemeiner fassen.

GEOS ist die Abkürzung für "Graphic Environment Operating System", also ´Grafische Benutzeroberfläche`. Nun hat aber weder Geoworks noch Windows den alleinigen Anspruch "das" GEO-System zu sein, vielmehr ist Geoworks ein GEOS von vielen, und diesem Umstand sollten wir Rechnung tragen, indem wir auf unseren Treffen nicht mehr verschämt WINDOWS 95 und OS/2 Warp präsentieren, und Geoworks nur noch als Alibi starten, sondern uns offen zu allen grafischen Benutzeroberflächen bekennen.
Nur dadurch können wir die Engstirnigkeit beseitigen, die uns sonst schnell zum Nachteil wird.

Unsere Treffen müssen auch für die Anwender interessant bleiben oder wieder werden, die Geoworks nur noch für die Sachen benutzen, die nicht plattformübergreifend sein müssen, die ohne irgendwelche Einschränkungen auch nur unter Geoworks einfacher und schneller erledigt werden können.
Auch außenstehende Nicht-Geosanwender sollten wir durch eine gewisse Offenheit ermuntern, sich unsere Treffen und unsere Fähigkeiten anzusehen.

Geoworks kann sehr wohl unter Windows'95 und OS/2 neben etlichen anderen Programmen weiterhin seine Daseinsberechtigung haben, nur sollte man im Zeitalter der Pentiums und Oktiums mit 32 MB und mehr RAM mit WIN'95 und OS/2 nicht mehr alles GEOS-fremde verteufeln und verdammen.

      In diesem Sinne

   "Quo vadis Geoworks"

oder

"Quo vadis GUC"

aber das hatten wir schon mal...

 

Hartmut Lüdtke

 

 

 

 




Dieser Artikel ist Bestandteil von:

Ausgabe 47

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Letzte Änderung am 01.11.2019