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DTP - aber richtig! (4)

Autor: Burkhard Oerttel

In den bisherigen Folgen spielten ja Schriften, zum Teil einzelne Buchstaben die Hauptrolle. Gelegentlich sind auch Begriffe wie Zeilenabstand und -länge gefallen; nun aber sollen die "Textmengen" und deren Behandlung besprochen werden.

Nicht nur bei der Auswahl der passenden Schrift, auch bei der Gliederung des Textes in Zeilen und Absätze spielt das spätere Erscheinungsbild eine wichtige Rolle. Dazu muß man sich den physischen Vorgang des Lesens vor Augen führen: Die Augen wandern in der Zeile von links nach rechts, um vom Zeilenende wieder nach links und in die nächste Zeile zu springen. Wir benötigen zum Lesen deshalb Hilfen, die uns angeben, wo die Zeile entlang geht, wo sie zuende ist und wo die nächste Zeile beginnt. Der Zeilenverlauf ergibt sich aus dem Zusammenhalt der Schrift; Antiqua-Schriften haben hier den Vorteil, daß die Serifen den Verlauf der Grundlinie zeichnen und dem Auge einen guten Anhalt geben.

Läuft eine Zeile über die volle Seitenbreite, ist die Frage nach dem Zeilenende klar. Anders bei mehrspaltigem Satz, da muß schon eine genügend breite Fuge zwischen den Spalten bestehen, um nicht versehentlich in die nächste Spalte zu rutschen. Blocksatz, bei dem auch der rechte Rand bündig ist, hilft bei der optischen Abgrenzung der Spalten, doch bei zu engem Spaltenabstand verirrt sich das Auge leichter in die nächste Spalte als bei einem Flatterrand rechts. Sollte der Platz für einen ausreichenden Spaltenabstand partout nicht möglich sein, empfiehlt es sich, die Spalten durch eine dünne senkrechte Linie abzugrenzen, aber wirklich dünn, denn dickere Linien irritieren wieder.

Vom Zeilenende soll das Auge in die nächste Zeile geführt werden. Dieser Vorgang ist der schwerste überhaupt beim Lesen. Jeder wird schon festgestellt haben, daß man gelegentlich den Anschluß nicht findet. In diesen Fällen war dann der Satz ungenügend und hat dem Auge keinen Anhaltspunkt gegeben. Wie leicht man die nächste Zeile findet, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Da wäre zunächst die Zeilenlänge. Ist die Zeile zu lang, verliert man die Anschlußzeile aus dem Augenwinkel und muß neu suchen. Aber auch ein zu geringer Abstand zwischen den Zeilen irritiert das Auge, deshalb gilt die Faustregel, daß mit wachsender Zeilenlänge der Zeilenabstand vergrößert werden muß. Nicht gleich in Halbzeilenschritten, wie man es von der Schreibmaschine gewohnt ist, sondern in geringeren Abstufungen; GeoWrite hat dafür geeignete Einstellhilfen parat. Jedoch ist das manuelle Einstellen im unteren Teil der Box tunlichst zu vermeiden, denn dabei handelt es sich um eine der weniger gelungenen Geos-Funktionen, die das Weiterarbeiten eher behindert als erleichtert.

DTP: Abstand Trotz der Möglichkeit, über den Zeilenabstand eine Hilfe für das Auge zu bieten, sollten Zeilen nicht zu lang respektive Spalten nicht zu breit sein. Als Obergrenze gut lesbarer Zeilen gilt eine Breite von 50 bis 70 Zeichen, weniger dürfen es gern sein, aber unter 20 auch nicht, weil dann zuviele Trennungen den Text unruhig werden lassen. In der geschäftlichen und privaten Korrespondenz gilt ja immer noch die Einspaltigkeit als chic; bei Veröffentlichungen jedweder Art sollten, sobald die Blattbreite 12 cm übersteigt, mindestens zwei Spalten vorhanden sein, auf A4 hochkant haben sich drei Spalten als probat erwiesen.

Texte müssen zur besseren Übersicht gegliedert werden, solche Textabschnitte sind Absätze. Von der Schreibmaschine ist man es gewohnt, als Absatzkennzeichnung eine Leerzeile einzufügen. Im Buchsatz gibt es so etwas natürlich nicht, stattdessen wird ein stärkerer Durchschuß in Form eines dicken Metallstreifens eingefügt. Bei Text- und DTP-Programmen muß man diesen mechanischen Aufwand nicht betreiben, dafür gibt es besondere Absatz-Einstellungen. Wer Absätze durch Abstände trennen wollen, sollte mindestens die Hälfte der Schriftgröße als Abstandswert angeben, also bei 12 pt Schriftgröße 6 pt Absatzabstand.
DTP: Absatzabstand Dabei ist es sinnvoller, den Abstand oberhalb des Absatzes zu wählen; beim Seiten- oder Spaltenumbruch wird der obere Abstand des ersten Absatzes unterdrückt.

Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, den Beginn eines neuen Abatzes zu markieren, zum Beispiel durch Einrückungen. Wieder ein Rückblick auf die Schreibmaschine: Da wurden einige Leerschritte an den Anfang jedes Absatzes gestellt. Am Computer kann man auf derartige "Handarbeit" verzichten und stattdessen eine Einzugsposition setzen, die zu Beginn eines Absatzes automatisch angesprungen wird. Ein Absatz allerdings ist von der Einrückung auszunehmen, nämlich der erste eines Textes oder Kapitels, denn er bedarf keiner Abgrenzung.

DTP: Einzüge Gern benutzt und von manchen Programmen reichhaltig unterstützt ist die Anbringung besonderer Absatzmarken, neudeutsch auch "Bullets" genannt. Geos bietet keine Programmunterstützung dafür, und das ist auch gar nicht so verkehrt, denn das würde zu einer übermäßigen Verwendung dieses Features verführen, was der Textgestaltung abträglich ist. "Bullets" sind zu reservieren für Aufzählungen oder den ersten Absatz eines Textes oder eines Kapitels.

Ein anderes beliebtes Dekorationsmittel für den ersten Absatz sind Initiale, besonders große, häufig auch verzierte erste Buchstaben des Textes. Diese Form stammt aus der Prä-Druck-Ära, als die Vervielfältigung von Text noch durch Abschreiben erfolgte. Da waren Bücher noch wertvolle Einzelstücke und man konnte sich den Luxus leisten, mit kustvollen Verzierungen zu arbeiten. Die Initialtechnik wird heute auch von einigen Programmen unterstützt, allerdings nicht immer einwandfrei. Auch hier setzt Geos auf Handarbeit, aber bei Beachtung einiger Tricks geht auch solche Spezialität gut von der Hand.

Man muß bei der Grundform der Initiale zwei Arten unterscheiden: das stehende und das hängende Initial. Beim stehenden Initial ist es ausreichend, dem ersten Buchstaben eine andere Punktgröße zuzuweisen, eventuell auch einen anderen Weite- oder Fettegrad. Das hängende Initial verlangt schon etwas mehr Aufwand, denn hier verdrängt der vergrößerte Buchstabe den Text und erzeugt Einrückungen in den ersten Zeilen. Bewährt hat es sich, das Initial in einen Grafikrahmen zu setzen, der von Text umflossen wird. Mit diesem Grafikumweg vermeidet man auch einen typischen Fehler, den die Initialfunktionen der Programme begehen: Ein Inital mit Serifen ist so zu plazieren, daß der Aufstrich des Buchstaben mit dem linken Textrahmen übereinstimmt, die Serife hängt über den Textrahmen hinaus. Bei programmgestützter Initialbildung fluchtet die Serife mit dem Textrahmen.

N atürlich kann auch ein grafisch gestalteter Buchstabe als Initial herhalten, allerdings wird es dann eventuell problematisch, diese Serifenregel einzuhalten. Bei serifenlosen Initialen ist ohnehin keine Fehlerquelle gegeben.
DTP: Absatz-Attribute Häufig gepfuscht wird bei den Absatzumbrüchen. Es wirkt einfach unschön, wenn am Ende einer Seite oder Textspalte die einzelne erste Zeile des nächsten Absatzes steht, ebenso wie die letzte Zeile des vorigen Absatzes auf der Folgeseite/-spalte. Seit Zeitschriften im Computersatz erstellt werden, treten leider auch dort solche "Schusterjungen und Hurenkinder" auf.

Geos-Usern helfen hier die Absatz-Attribute, mit denen eine Mindestzahl von Zeilen festgelegt wird, die als Absatzbeginn oder -ende auf einer Zeile stehen müssen.
(wird fortgesetzt)

 

Burkhard Oerttel

 

 

 




Dieser Artikel ist Bestandteil von:

Ausgabe 47

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Letzte Änderung am 01.11.2019