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DTP - aber richtig! (1)

Autor: Burkhard Oerttel

(Anmerkung: Im Orginal sind die verschiedenen Absätze auch mit verschiedenen Schriften formatiert. Bei der Texterkennung gingen diese Formatierungen aber verloren. Wer dennoch sehen möchte, wie es im Orginal aussah, kann auf das Auge klicken.)

Absatz-Layout Das Thema "Typographie" ist immer wieder für einen Artikel gut, denn seit Einführung des Desktop Publishing wird in keinem Computer-Bereich so viel geschlampt wie in diesem. Das Gestalten kompletter Zeitschriften, Plakate oder Prospekte am Bildschirm ist dank der grafischen Fähigkeiten von Hard- und Software nicht mehr nur ein Thema für Experten. So versuchen uns denn auch die Programmhersteller einzureden, ihr Programm sei die alleinige Voraussetzung für anständige Gestaltung. Auch GeoWorks macht es den Möchtegern-Layoutern ja sehr leicht. Daß zum gefälligen und "publikumswirksamen" Layout doch etwas mehr gehört, stellt der unerfahrene Anwender recht schnell fest. Basiswissen der Satztechnik gehört schon dazu, wenn man anspruchsvolle Ergebnisse erzielen möchte.

In diesem Beitrag sollen einige dieser Grundlagen besprochen werden: die Schriftfamilien und -arten. Vor allem die Begriffsbestimmungen bereiten doch vielen Leuten Probleme. Zuvor noch einige kurze Hinweise: Ich verstoße in diesem Artikel absichtlich gegen das Gebot, beim Einsatz verschiedener Schriften sparsam zu sein, aber in diesem Ausnahmefall muß das mal erlaubt sein, denn die Wirkung der zitierten Schriften läßt sich am besten direkt im Text erkennen. Und noch eine Vorbemerkung: Schriftnamen sind bekanntlich Glückssache. Aus urheberrechtlichen Gründen müssen Schriftdesigner ihren Schriften eigene Namen geben, auch wenn die Gestalt der Schrift ein Plagiat einer bekannten Schrift ist. Im Folgenden verwende ich die Namen, unter denen die Schriften gemeinhin bekannt sind, zusätzlich werden Namen der Clones sowie die bei GeoWorks gebräuchlichen Namen in [ ] angegeben.

 Schrift mit Serifen - Schrift ohne Serifen

Absatz-Layout Zunächst einmal gibt es eine Unterscheidung in Serifenschriften und serifenlose Schriften. Serifen sind die kleinen Abschlußstriche an den Enden der Linien, aus denen ein Buchstabe zusammengesetzt ist. Es gibt unterschiedliche Formen der Serifen, wie im Verlauf dieses Artikels noch zu sehen sein wird. Schriften mit Serifen laufen auch unter der Bezeichnung Antiqua-Schriften, serifenlose werden in Europa als Grotesk-Schriften bezeichnet, in Übersee als Gothic. Welche dieser beiden grundsätzlichen Varianten man einsetzt, hängt vom Verwendungszweck und vom Geschmack des Anwenders ab. Absatz-Layout Wichtigste Prämisse ist aber immer die Frage, ob der Text gut lesbar ist. Im Fließtext kommen meist Serifenschriften zum Einsatz, weil die Serifen das Auge führen und in der Zeile halten. Dennoch spricht nichts gegen serifenfreie Schriften im Mengentext, wenn sie gut lesbar sind.

Absatz-Layout Anderseits gibt es auch Schriften mit Serifen, die im Mengentext überhaupt nicht geeignet sind. Die Schrift University Roman [Occidental] ist so eine, ihre Schnörkel führen in kleiner Schrift zu Augenflimmern. Ihr Einsatszweck ist auch mehr bei Grußkarten ect. zu suchen.

Absatz-Layout Eine der bekanntesten und gebräuchlichsten Serifenschriften ist die Times [Roman, Dutch], nicht nur des Namens wegen häufig im Zeitungsdruck zu finden. Sie gehört zur Gruppe der Old-Style-Schriften. Old Style erkennt man daran, daß die Diagonale stark ausgeprägt ist, verursacht von der Haltung der Schreibfeder, aber sich nicht zu stark von den waagrechten Linien abhebt. Old-Style-Schriften sind, wie der Name schon sagt, die ältesten Schriften und lassen sich zum Teil bis zur Erfindung des Buchdrucks zurückverfolgen. Auch die Goudy [Galopin], jene Schrift, in der auch die GUP grundsätzlich gesetzt ist, gehört zu dieser Rubrik, ist aber etwas verspielter als die Times und deshalb nicht ganz so gut lesbar. Weitere bekannte Vertreter dieser Schriftengruppe sind Garamond und Caslon.

Absatz-Layout Eine andere Gruppe der Serifenschriften wird mit der Bezeichnung Modern belegt, was immer wieder zu Irrtümern verleitet, zumal Modern auch als Zusatzbezeichnung für Schriften anderer Gruppen herhalten muß, z.B. Bernhard Modern, die nichts weiter als eine Abart einer Old-Style-Schrift ist. Auch sind solche Schriften keinesfalls besonders neu oder modisch aktuell. Als Modern im eigentlichen Sinne gelten Schriften, bei denen sich die Stärke der schrägen und senkrechten Linien stärker als bei Old Style von der, der waagerechten Linien abhebt. Eine recht bekannte Vertreterin dieser Richtung ist die Bodoni. Der starke Linienkontrast kann allerdings die Lesbarkeit erschweren, deshalb sind Modern-Antiquas mit Vorsicht einzusetzen. Fetter Schriftstil gerät hier leicht zu einer Überbetonung der Vertikalen.

Absatz-Layout Die bisher gezeigten Unterschiede bezogen sich auf die wesentlichen Linien der Buchstaben; weitere Abarten ergeben sich aus der mehr oder weniger starken Betonung der Serifen. Eigentlicher Sinn der Serifen war ein sauberer Abschluß der Linien in einer Zeit, als das Schreiben noch mit Absatz-Layout Steinmetzarbeiten verbunden war. Nach der Erfindung des Buchdrucks waren sie eigentlich nicht mehr erforderlich, wurden aber wegen der schon erwähnten Vorteile bei der Blickführung beibehalten und später dann als Stilmittel eingesetzt. Die Clarendon-Familie, zu der auch die Century [Cranbrook] zu rechnen ist, betont die Serifen stärker als Old Style und Modern und gibt deshalb die "Leselinie" noch besser vor. Hinzu kommt ein etwas breiteres Schriftbild, was die Lesbarkeit bei kleinen Schriftgrößen verbessert.

Absatz-Layout Ins Extrem geraten die Serifen bei den serifenbetonten Schriften, hier weisen sie dieselbe Strichstärke auf wie die eigentlichen Buchstabenlinien, bei denen ebenfalls keine Unterschiede mehr zwischen den Stärken der senkrechten, schrägen und waagrechten Linien bestehen. Das erschwert aber ein wenig die Lesbarkeit, denn die unterschiedlichen Liniendicken werden beim Lesen unbewußt als hilfreich empfunden. Andererseits vermitteln diese Schriften den Eindruck von Ruhe und Gelassenheit, weil sie durch die schweren Serifen besonders mit der Grundlinie verbunden zu sein scheinen. Serifenbetonte Schriften haben große Ähnlichkeit mit den Serifenschriften der Schreibmaschine, daher rühren auch Namen wie Typewriter. Eine andere Bezeichnung dieser Gattung ist Egyptienne, weil die Serifengestaltung stark an die typischen abgewinkelten Hände ägyptischer Hieroglyphen erinnert.

 Schriftbeispiele 1

Absatz-Layout Nachdem die Serifenschriften einigermaßen ausführlich besprochen wurden, sollen nun die serifenfreien Schriften an die Reihe kommen. Wie schon erwähnt, nennt man diese Schriftgattung auch Absatz-Layout Groteskschrift, vermutlich weil es einigen Leuten grotesk vorkam, Schriften ohne abschließende Striche zu drucken. Dabei sind serifenfreie Schriften eigentlich älter als Serifenschriften! Im antiken Griechenland klopfte man die Buchstaben noch schmucklos mit geraden Linien in den Stein, erst die Römer führten diese Verzierungen ein. (Übrigens sind die Querbalken römischer Zahlen nichts anderes als übertriebene Serifen.)

Absatz-Layout Auch bei den Groteskschriften gibt es wieder zahlreiche Schriftfamilien, einige lassen sich leicht auseinanderhalten, andere unterscheiden sich nur in winzigen Details voneinander. Im Lieferumfang von GeoWorks findet sich eine der gebräuchlichsten Groteskschriften: Helvetica [URW Sans, Swiss, Switzerland, Sans Serif].

Absatz-Layout Die Helvetica ist eine weitlaufende Schrift, sie gesteht den breiteren Buchstaben sehr viel Platz zu, die schmalen stehen in einem sehr starken Kontrast dazu. Da dieser starke Unterschied beim Lesen als belastend empfunden werden kann, gibt es mit der Univers [Zurich, USA] eine auf der Helvetica basierende Schrift, die das durch Betonung der schmalen Buchstaben auszugleichen versucht. Das große Manko der Groteskschriften ist eben das Fehlen der Serifen, die bei den Antiquaschriften für einen kleinen optischen Ausgleich sorgen.

Absatz-Layout Grundsätzlich sind in Groteskschriften alle Striche gleich dick. Das ist für der Lesbarkeit ebenfalls als Nachteil gegenüber Antiqua-Schriften zu werten. Einen Ausweg bieten Schriften ohne Serifen, aber mit unterschiedlichen Linien-Attributen, z.B. aus der Helvetica-Gruppe die sehr bekannte Optima [Lewellyn, Zapf Humanist, Ottawa]. Sie läßt sich sogar in kleiner Schriftgröße für den Buchdruck einsetzen.

Absatz-Layout Neben den der Helvetica ähnlichen Schriften stellen die geometrischen Schriften einen in der Ausprägung sehr unterschiedlichen Bereich. Hier ist als bekannteste die Futura [Fujijama] zu nennen. Absatz-Layout Wesentliches Gestaltungsmerkmal der geometrischen Schriften ist die Exaktheit der bogenförmigen Teile der Buchstaben; das o ist also ein echter Kreis bzw. ein Quadrat mit abgerundeten Ecken. Allerdings verwischt sich diese Exaktheit wieder, wenn die Schriften in verschiedenen Weitenausprägungen daherkommen. Die sauberen geometrischen Formen beziehen sich also nur auf die Grundschrift (book, regular).

Absatz-Layout Eine besondere Abart der Futura besitzt abgerundete Linienenden und wird meist für Überschriften benutzt. Eine der Varianten dieser Schrift ist als V.A.G.-Schrift [Tubular] bekannt, benannt nach dem Autohersteller, für den sie entworfen wurde.

Absatz-Layout Auch von der Helvetica gibt es eine Ausführung mit abgerundeten Linienenden, die Helvetica round. Sie wird von typografischen Laien leicht mit der V.A.G. verwechselt. Alle Round-Schriften wirken aber erst mit Fett-Attribut richtig, im Normalschnitt ist die Rundung nicht zu erkennen. Darum beginnt in der Regel die Auswahl der Linienstärken bei der Helvetica round mindestens mit medium.

Absatz-Layout Die geometrischen Schriften teilen sich intern noch in die runde und die quadratische Unterart auf. Bei den runden Varianten ist hier auf jeden Fall noch die sehr schicke Avant Garde [Aubade, Aven, Avalon, Advantage] zu nennen, die für Fließtext gerade noch geeignet ist, man sollte dann aber auf eine schmalere Schnittvariante zurückgreifen (Aven).

Absatz-Layout Für längeren Fließtext nicht mehr zu gebrauchen, dafür bestens geeignet für Überschriften und im Akzidenzsatz ist die Bauhaus [von der Rohe, Bahamas] mit diversen Abarten, z. B. Cut-in [Expressa], Bisque [Brisk] und Blippo, allerdings muß man die beiden letztgenannten schon zu den Deko-Schriften zählen. Besonders prägnant bei den Bauhaus-Schriften ist das oben runde A.

Absatz-Layout Übrigens ist auch die Systemschrift Berkeley, die Geos für Menüs und Dialoge benutzt, zu den Geometrie-Schriften zu rechnen. Allerdings ist sie bei Geos nur als Pixelschrift vorhanden und (normalerweise) nicht in Dokumenten einsetzbar. (Was hier zu sehen ist, ist deshalb auch nicht die Berkeley, sondern annäherungsweise wieder Bauhaus, aber fett.)

Absatz-Layout Aber kommen wir doch zu den eckigeren unter den geometrischen Schriften: Bekannteste Vertreterin ist hier die Eurostile [Euromode, Square 721], eine Schrift, die durchaus im Fließtext Verwendung Absatz-Layout finden kann, allerdings sollte man bei längeren Texten auf ihren Einsatz entweder ganz verzichten oder einen schmalen Schnitt verwenden, ganz so wie bei der Avant Garde.

Schriftbeispiele 2Absatz-Layout Noch eine Abweichung zwischen Grotesk- und Antiqua-Schriften ist zu erwähnen, die den meisten DTP-Amateuren nicht geläufig ist. Jeder Benutzer wendet mehr oder weniger häufig die Schriftattribute an; fett, kursiv und fettkursiv stellt GeoWorks zur Verfügung. Der Begriff kursiv ist allerdings nicht ganz korrekt, denn kursiv können nur Serifenschriften sein, bei Grotesk nennt man die schräge Schrift "oblique". Das ist nicht nur ein Unterschied in der Bezeichnung, auch das Aussehen kursiver und obliquer Stile unterscheidet sich. Oblique ist einfach nur schräggestellt, ohne daß sich das Aussehen einzelner Buchstaben verändert. Kursive Schriften dagegen sind mehr als nur ein Stil, einige Buchstaben verändern ihr Aussehen erheblich. Sehr auffällig wird das beim a, f und v. Zur Verdeutlichung derselbe Satz in kursiv: Sehr auffällig wird das beim a, f und v.

Absatz-Layout Die sehr unterschiedliche Form des kleinen a findet sich auch in den Groteskschriften wieder, allerdings hier jeweils in unterschiedlichen Fonts, aber nicht bei unterschiedlichen Stilen der selben Schrift.

wichtigste Bestandteile von BuchstabenZOOM

Burkhard Oerttel
(wird fortgesetzt)


Anm. der Red: einige der vom Autor verwendeten Fonts waren in meinem System nicht problemlos verwendbar, vermutlich infolge eines ID-Konflikts. Aus Zeitgründen war die Behebung leider nicht möglich so daß der Ausdruck dieser Fonts teilweise nicht passend sein kann.

 

(th)

 

 

 




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Letzte Änderung am 01.11.2019